(428) Rosen, keine Mauerblümchen
Und was machst Du so alleine im Ausland? So fragten Verwandte und Freunde. In meinem Leben war ich immer wieder [Weiterlesen …]
Als ich die Schweiz verliess, wusste ich noch nicht, wie sich die Kontakte zu meinen Verwandten und Freunden gestalten würde. Einige waren besorgt, andere waren begeistert, neugierig waren alle.
Nachdem ich hier die ersten Begegnungen der besonderen Art durchlebte und oft unsicher oder sogar entsetzt war, brauchte ich ein Ventil. Also begann ich, trotz grosser Angst vor dem Schreiben, meine Erlebnisse zu mailen. Betreffend Angst vor dem Schreiben: Mein Deutschlehrer sagte einmal, ich sei die erste seiner Schülerinnen, welche 14 Kommafehler auf einer Seite gemacht habe. Trotz möglicher Schreibfehler musste ich meine Seele erleichtern. Um meinen Nächsten nicht ins Gilet-Täschchen zu heulen, zeigte ich die jeweils amüsante Seite des Geschehens. Das gefiel. Man wollte immer neue Berichte und so hatte ich Gelegenheit mich zu üben. Heute habe ich meine Mitteilungen, sie sind inzwischen in eine “Gazette de Marizy” verpackt, auf einmal monatlich reduziert. Die Folge: Fast alle haben mich besucht. Sie wollen sehen, was sie gelesen haben. Sie wollen sehen, wie der Rasenmäher, dessen Kauf mich so stresste, aussieht. Die Bäckerei, Informationenbörse, mit ihrem Holzofen werden besichtigt. Im benachbarten Montchappa ergibt man sich den gastronomischen Freuden des Charolais. Ich zeige Schlösser, romanische Kirchen, TGV-Bahnhöfe, Märkte, einen immensen Wald mit 500 jährigen Eichen, wir besuchen Hersteller von Spezialitäten und das alles in einer unerhört schönen Landschaft.
Schweizerdeutsch verlernte ich auch so nicht. Ich habe ein Telefonabonnement für unlimitiertes Telefonieren in den Festnetzen von ganz Europa und Nordamerika. Kosten 39 Euro monatlich. Wird von einem französischen Anschluss angerufen, lasse ich mir den Namen anzeigen. Das erleichtert das Erkennen von fremdartigen Geschlechtsnamen gewaltig. Fürs Internet zahle ich, mit einfachstem ADSL-Anschluss, Euro 30.90 monatlich. Noch etwas zum Thema Währungsschwankungen. Die können beachtlich sein. Im Gegensatz zum englischen Pfund hat sich der Franken einigermassen gehalten. Also, Bezüger einer Schweizer Rente: Beim Auswandern immer an das Währungsrisiko denken.
In die Schweiz fahre ich für Zahnarztbesuch, an Einladungen zu geraden Geburtstagen, Klassenzusammenkünften, Hochzeiten und Begräbnissen. Nach Möglichkeit absolviere ich neben dem Hauptanlass eine ganze Einkaufstour. Hier mangelt es mir an widerstandsfähigen Abfallsäcken, an Durgol für Kaffeemaschine und Luftbefeuchter und an Kalbsbratwürsten. Ich kenne Engländer, welche ihre Abfallsäcke aus England mitbringen. Die Schweiz-Besuche nach Bern, Thun, Luzern, Zürich und auch schon nach Schaffhausen absolviere ich an einem Tag. Ich möchte nicht zu oft die Nachbarschaft fürs Katzenfüttern aufbieten. Abgesehen davon sterbe ich am liebsten in meinem Bett. Ihr seht, ich bin gar nicht ein reisefreudiger Pioniertyp.
Fazit zu meinem heutigen Leben: Andere hoffen auf das Paradies nach dem Tode, ich bin schon im Paradies.
Impression aus dem paradiesischen Park von Apremont-sur-Allier
(Bild: Catherine Beuret)
Liebe Leserinnen, lieber Leser, mit diesem Bericht verlasse ich den gastfreundlichen Blog und wünsche allen eine gute Zukunft.
♦
Und was machst Du so alleine im Ausland? So fragten Verwandte und Freunde. In meinem Leben war ich immer wieder [Weiterlesen …]
Zu allererst lernte ich im Charolais das Gesellschaftsleben der Engländer kennen. An Heilig Abend begab ich mich, festlich gekleidet, ins benachbarte Restaurant Montchappa zum Essen. Ich war, wie so oft, die Erste. [Weiterlesen …]
Am 15. Januar 2005, die Tinte auf dem Kaufvertrag ist kaum trocken, treffe ich meinen Architekten und seinen bauführenden Freund im noch unrenovierten Haus. [Weiterlesen …]
Nun wohne ich im Charolais, einer Gegend, welche von der Viehzucht lebt. Welcher Gourmet denkt da nicht an ein gutes Stück Charolais Fleisch. Es gibt hier [Weiterlesen …]
Hinweis: Am 4. September startet die fünfteilige TV-Serie «Auf und davon» im Schweizer Fernsehen. Die Serie berichtet von ausgewanderten Schweizerinnen und Schweizern. Die pensionierten Auswanderer vertritt der ehemalige «Tagesschau»-Moderator Hansjörg Enz. Er lebt als Entwicklungshelfer im Kongo.
Θ
Weiterführende LinksÂ
TV-Serie «Auf und davon»
Ich habe mit einem guten Freund in der Schweiz einige Male den Nordosten bereist. Wir haben hier gesehen, was Elend ohne Wasser heisst. [Weiterlesen …]
Bald geht der Sommer nach einer erholsamen Zeit hier in San Diego zu Ende. Man merkt es schon den Temperaturen an. Die Tage werden kürzer [Weiterlesen …]
Gestern abend kam unsere Freundin Susana Avendano auf Besuch. Wir kennen einander schon bald 18 Jahre und jedes Zusammensein ist [Weiterlesen …]
“In three words I can sum up everything I’ve learned about life: it goes on.” (Robert Frost). “In drei Worten kann ich zusammenfassen, was ich übers Leben gelernt habe: Es geht weiter!” sagte [Weiterlesen …]
“A man doesn’t learn to understand anything unless he loves it…”. Man lernt nichts kennen, außer was man liebt. Mit diesen Worten beendete [Weiterlesen …]
Vor fünf Wochen kehrten wir vier Frauen glücklich zurück von einer unvergeßlich schönen [Weiterlesen …]
Dieses Wochenende war unsere 25-jährige Tochter zu Besuch. Seit acht Monaten lebt und arbeitet sie in New York City. Deshalb ist das Wiedersehen für uns alle etwas Besonderes. Vier Tage konnten wir zusammen genießen. Ich erzähle [Weiterlesen …]
Vor bald einem Jahr habe ich mich bei einer Organisation hier in San Diego als Freiwillige beworben. Die Organisation heisst San Diego Hospice and [Weiterlesen …]
Bis nach Hausen fehlen noch ein paar Kilometer (siehe vorhergehenden Bericht). Ãœber Realico zum 600 km entfernten Santa Rosa versuchen wir noch vor Einbruch der Dunkelheit einen ersten Teil der Provinz La Pampa zu durchqueren. Nachts zu fahren [Weiterlesen …]
Nach einem Aufenthalt im traumhaften Wanda (siehe früheren Beitrag) machen wir uns auf den Weg 200 km Richtung Süden in die [Weiterlesen …]
Nach unserer fast 2000 km langen Anreise erreichen wir endlich Aristobulo del Valle (siehe auch letzten Bericht). Die Stadt liegt mehr oder weniger [Weiterlesen …]
Leider war mir nie eine starke körperliche Gesundheit gegeben. Bei meiner Geburt lag ein [Weiterlesen …]
Integration und Sprache oder Sprache und Integration? Ich lese gerne, höre gerne den Geschichten anderer zu. [Weiterlesen …]
Die erste Nacht im neuen Heim ‘Piccoli Cuti’ bringt keine Entspannung. Wie eine Diebin schleiche ich durch die kahlen Räume, [Weiterlesen …]
Die Kirchuhr schlägt eben sieben Mal, als ich heute von der Finca zurückkomme. Zeit, um zu frühstücken mit Frau und Tochter. Danach öffne ich die Holzflügeltür [Weiterlesen …]
Zwar fängt mein Sonntag “erst” um fünf Uhr früh an, doch wie wochentags mit dem Sichten der Mails. Als gegen halb sieben der Berg [Weiterlesen …]
Wie im letzten Beitrag angedeutet, bin daran, ein zweites Buch über die Moringapflanze zu schreiben. Der Arbeitstitel lautet: “Moringa - der Medizinschrank der Natur”. Doch wie wurde ich zum Fan von Moringa ? [Weiterlesen …]
Was haben Jassen, das Internet und die Heilpflanze Moringa gemeinsam? Sie schaffen Kontakte. So war gestern wieder einer dieser [Weiterlesen …]
Ich hoffe, den treuen Lesern meine neue Heimat und mein Pensioniertendasein etwas veranschaulicht zu haben. Mir war bewusst, dass wir Radioamateure [Weiterlesen …]