Catherine Beuret
  2005 mit vier Katzen ins Burgund (Charolais) ausgewandert.

(428) Rosen, keine Mauerblümchen

Und was machst Du so alleine im Ausland? So fragten Verwandte und Freunde. In meinem Leben war ich immer wieder alleine an einem neuen Ort. Sicher, während dem Tag war ich an der Arbeit, da war ich selten allein.

Beste Kontakte dank Nachbarin

Mein Glücksfall am neuen Ort heisst Dany. Sie und ihr Mann führten bis zum 1. September das Restaurant nebenan. Ich lernte sie kennen, als ich das erste Mal das Haus besichtigte. Von da an brach der Kontakt nie ab. Sie half Unternehmer suchen und als ich hier ankam, stellte sie mich diversen Gästen vor. So lernte ich einen ehemaligen Direktor der nahen Michelin-Fabrik und seine Frau kennen. Dieses Paar führe mich in die Université pour tous de Bourgogne (UTB) von Montceau les Mines. Bei der UTB handelt es sich um eine Art Volkshochschule. Das Programm ist vielseitig. Besonders die kurzen Reisen haben es mir angetan.

Gehaltvolle Kurzreisen

Meine erste Teilnahme an einer solchen Reise brachte mir neue Erkenntnisse über Land und Leute. Die Abfahrt war auf 7:00 Uhr vorgesehen. Ich glaubte es kaum, Punkt 7:00 Uhr fuhr der Car los. Man bedenke: das im schlecht organisierten Frankreich und erst noch zur nachtschlafenden Zeit. Auf der Fahrt wurde nach der Begrüssung das Programm überflogen. Wichtiger Punkt: Das Mittagessen wird bei Georges Blanc in der ancienne Auberge von Vonnas eingenommen. Selbstverständlich wird auch schon das Menu bekanntgegeben. Vorher besichtigen wir das Monastère Royale de Bourg en Bresse in Brou. Die Leute hörten der Führung wirklich zu und es schien allen vorbehaltlos zu gefallen. Das Mittagessen war in jeder Hinsicht ein Erlebnis. George Blanc kam zum Händeschütteln. Obwohl wir nur einfache Kunden waren, bot er qualitativ hochstehendes Essen. Im Ausflugspreis inbegriffen war das Essen inklusive Getränke. Zum ersten Gang wurde Weisswein serviert, zum Hauptgang Rotwein und zum Dessert Café. Niemand war betrunken oder erzählte blöde Witze. Nach dem Essen - es dauert in der Regel 1 Stunde und 30 Minuten - fährt man zur nächsten Besichtigung. Auf der ersten Exkursion war das die Domaine de Planon. Ein Hof aus dem 15 Jahrhundert, ausgestattet nach einem Erbschaftsinventar des 18. Jahrhunderts. Auf dem Gelände befindet sich ein topmodernes und luxuriöses Museum für altes Volkstum aus der Bresse. Ein wahrer Genuss, keineswegs langweilig.

La Vie En Rose: Rosentunnel im Rosengarten

Auf den Exkursionen bin ich die einzige Ausländerin. In die Gespräche werde ich einbezogen und tausche, auch hier, Gartenerfahrungen aus. So machte ich die Bekanntschaft von Annick. Durch sie wurde ich Mitglied bei Roses Anciennes en France. Das erste Treffen fand in Lyon im Best Western Hotel statt. Die Teilnehmer, aus Lyon, aus dem Mittelmeerraum, den Savoyeralpen, aus Zentralfrankreich, dem Burgund und vereinzelt auch aus dem Jura, begrüssten sich ausgiebig. Das heisst, jeder küsste jeden. Bei dreissig Anwesenden war das das reinste Kiss as Kiss can. Anschliessend entnahm man den Koffern und Taschen, nein, keine Kleider, Rosenstöcke und andere Pflanzen. Diese wurden, bestellt von anderen Teilnehmern, wiederum verstaut. Zufrieden wanderten anschliessend alle in ein elegantes Auditorium, wo ein Rosenexperte den Einfluss chinesischer Rosen auf die Züchtung europäischer Rosen erläuterte. Verblüfft stellte ich fest, dass er 105 Minuten ohne ein einziges Bild auskam. Niemand reklamierte. Um 11:45 Uhr, knapp vor dem heiligen Mittagessen der Franzosen, kündigte er einen Rechen mit Dias an. Der Rechen fällt runter. Um Zeit zu sparen, wurde nicht sortiert. Das führte - der Experte wusste nicht mehr alle Rosen richtig zu benennen - zu grosser Konfusion. So konnte das Mittagessen erst um 13.00 Uhr eingenommen werde. Die heilige Mittagszeit verschoben! Man denke! Da alle Teilnehmer sehr gut erzogen waren und offensichtlich nie die Contenance verlieren, regte sich niemand öffentlich auf. Die sehr engagierten Teilnehmer aus dem Burgund organisieren private Pflanzentausch-Börsen, organisieren Gartenbesuche, engagieren eigene Experten und bestellen billig, da in grossen Mengen, Pflanzen. Ich muss immer höllisch aufpassen, daß ich nicht rosensüchtig werde. Das geht ins Geld, braucht Platz und Zeit. Hier Bilder meiner Rosentunnels und des Buchsgartens:

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Der Rosentunnel (Bild: Catherine Beuret)

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Der Buchsgarten (Bild: Catherine Beuret)

Durch das Rosenhobby, lernte ich Christine Meile und Udo Karl kennen. Autoren und Experten des besten mir bekannten deutschen Rosenbuches. Sie kommen schon zum zweiten Mal zu Kurzferien her und treffen Rosenverrückte.

Fazit: Wie toll kann doch das Leben sein.

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Weiterführende Links 
Université pour tous de Bourgogne

Georges Blanc
   
Monastère Royale de Bourg en Bresse
   
Museum für altes Volkstum aus der Bresse
       
La Vie En Rose
  
Roses Anciennes en France
 
Rosenbuch

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1 Kommentar

Kommentare

  1. Anne

    31.08.2010 13:08

    Ich wusste es immer Rosen sind wirklich Pflanzen die Kulturen überwinden können. Nicht schlecht wie schnell du doch Kontakte geknüpft hast. der Mensch ist eben wirklich ein homo sociologicus und braucht Gesellschaft. Es ist schön zu hören, dass es auch bei euch so gut gelingt. schöne Grüße aus der Heimat.