Im Stafetten-Blog berichten abwechselnd alle 3 Wochen Schweizerinnen und Schweizer aus dem Ausland - subjektiv, unterhaltend und authentisch.
(122) Ein Motel, ein B&B inn und ein Hotel - drei Geschichten
Ein kleiner Nachtrag am Rande des “Ruhestands im Ausland”: Es gibt auch Schweizer, die einmal ausgewandert sind, um zu arbeiten. Hier drei Müsterli von Schweizern, die ihr (Arbeits-)Glück im Ausland suchten und denen wir auf unserem Weg begegnet sind.
Werner war kantonaler Beamter, verheiratet, Kinder. Damit könnte die Geschichte enden.
Ein Motel in Südafrika
Aber das Schicksal wollte es anders. Werner und seine Frau bereisten Südafrika. Sie waren fasziniert von diesem Land. Als sie in einem Motel an der Gartenroute übernachteten, vernahmen sie, dass der Eigner verkaufen wollte. Zurück in der Schweiz machten sie alles, was sie besassen zu Geld. Werner kündigte und liess sich seine Pension auszahlen. Sie kauften das Motel und wanderten aus.
Nach etwa acht Monaten besuchten wir sie dort. Werner sprach von seinen Schwierigkeiten, sich an Land, Leute und die Sitten zu gewöhnen. Beide arbeiteten fast rund um die Uhr, die Kinder halfen mit. Alle strahlten Optimismus aus. We are going to make it!
Ein Jahr später hielten wir dort wieder. Werner und seine Frau sahen um Jahre gealtert aus. Angestellte hatte es kaum mehr. Die hätten alle gestohlen und kaum gearbeitet.
Wir waren froh, weiterfahren zu können. Und als wir später einmal durch Zufall erfuhren, dass Werner unter Druck hatte verkaufen müssen, waren wir kaum überrascht. Niemals mehr erreichte uns eine Nachricht über Werner und seine Familie.
Ein “B&B inn” in der mexikanischen Grossstadt La Paz
Esther reiste vor ein paar Jahren auf die Halbinsel Baja California in Mexiko, um zu surfen.
In der Stadt La Paz sah sie eine zerfallene Liegenschaft mit dem alten Gerichtsgebäude und Umschwung. Sie kaufte, liess sich nieder und begann umzubauen. Aus dem Abbruchgebäude entstand ein “B&B inn”. Esther baute weiter. Heute präsentiert sich der El Angel Azul als eine Perle im Stadtzentrum. Nur wer das Fotoalbum mit all den Bildern “vorher” und “nachher” gesehen hat, kann ermessen, welch eine Leistung diese Frau erbrachte. Und erbringt! Auch ihr Tag hat in der Saison bis zu 16 Stunden. Auch sie hatte und hatte Probleme mit der Mentalität der Angestellten. Das “mañiana” der Mexikaner verträgt sich nur schwer mit schweizerischer Tüchtigkeit. Der “Blaue Engel” ist Bed and Breakfast inn. La Paz ist von der Schweiz aus wahrlich “abgelegen”. Aber wer immer es bis dorthin schafft, sollte sich den Namen merken. I’m sure, Esther is going to make it!
Ein Boutique-Hotel an Mexikos Pazifikstrand
Siebzig Kilometer entfernt von La Paz ist der Flecken Todos Santos. Eine reine Touristenstadt. Galerie reiht sich an Galerie. Da verbrachten Jürg und seine Frau Libusche Ferien. Am Ufer des Pazifiks fanden sie eine Oase in einem Palmenhain; die war zu haben. Sie liessen ihren Beruf in der Schweiz sausen, kauften das Grundstück und bauten das Hotel La Poza in zwei Jahren auf, seit sieben Jahren ist die Anlage in Betrieb. Nur sieben Zimmer. Ein Salzwasserschwimmbad und ein Jacuzzi, ein Botanischer Garten. Ausgezeichnete Küche. Libusche ist Malerin, sie stellt im Hotel ihre Kreationen vor. Auch sie finden geeignete Angestellte nur schwer. Während Esther in La Paz mit seinen 200′000 Einwohnern und der Lage im Stadtzentrum auf ein Reservoir an Arbeitskräften Zugriff hat, sucht La Poza die Angestellten im 5′000 Seelenort Todos Santos, im übrigen Mexiko und im Ausland. Da die Hotelanlage zu Fuss eine halbe Stunde vom Stadtzentrum Todos Santos entfernt ist, birgt der Transport der Angestellten bzw. deren Unterbringung enorme Probleme.
Auch Jürg und Libusche kennen keinen Achtstundentag. Aber auch sie machen den Eindruck von rundum zufriedenen Menschen, welche in ihrer Arbeit aufgehen. Das sonnige Klima mit 300 Tagen Sonnenschein mag da eine grosse Rolle spielen. Auch bei ihnen bin ich sicher: They are going to make it!
Wir gingen gerne wieder hin…