(381) Tierisch Ernstes
Der Hund
Wie ich zu meinem Hund kam, habe ich bereits erwähnt (siehe früheren Beitrag), aber nicht, wie er zu seinem Namen und zu seinem Adoptivbruder kam. Mein Hund war für mich einfach „der Hund”. [Weiterlesen …]
Dann steht uns mit 580 km die längste Strecke Richtung Santa Rosa, der Hauptstadt der Provinz La Pampa, bevor (siehe auch letzten Beitrag). Hier gibt es keine Tankstellen. Es geht quer durch den Camino del Desierto. Kurz etwas argentinische Geschichte: In Buenos Aires gab es immer mehr Bewohner, man musste sich nach mehr Land umschauen. Die Regierung beschloss, diese endlose Weite zu bevölkern. Man schickte das Militär, um Festungen zu bauen. Es entstanden immer mehr Siedlungen.
Anfangs schenkte man den Indianern vom Stamm der “Auacanos” und “Tehuelches” Yerba (Mate), Zucker, Mehl, Seife, Rinder und Alkohol(!), damit sie Ruhe gaben. Aber die Indianer fühlten sich immer mehr zurückgedrängt und begannen, die Siedlungen anzugreifen. Es kam mehr Militär, unter ihnen 1877 Julio Argentino Roca mit dem Auftrag, diesen Indianer-Aufstände ein Ende zu bereiten. Man machte viele Gefangene, schickte sie zur argentinischen Marine in die Verbannung. 800 Indianer wurden nach Buenos Aires abgeschoben, um dort Pflastersteine für die Strassen zu klopfen, andere wurden als Sklaven benützt, wieder andere landeten auf der Insel Martin Garcia im Rio de la Plata (damals ein Gefängnis). Wie viele Indianer aber bei den Schlachten erschossen wurden, verhungerten oder an Cholera, Gelbfieber, Windpocken usw. starben, weiss man nicht genau - oder man möchte sich nicht mehr genau erinnern. Die Indianer sind ausgerottet und mit ihnen ist eine ganze Kultur ausgelöscht worden.
Dieser Camino del Desierto besteht aus einer schnurgeraden Strasse, Asphalt, manchmal mit riesigen Schlaglöchern, Kilometer über Kilometer einsame Landschaft, stachlige Sträucher, Rinderherden und Schafe, Schafe, Schafe. In dieser Wüste braucht ein Schaf zwei, drei Hektaren Land zum leben. Man rechne, wie gross eine Estancia ist, wenn sie 7000 Schafe besitzt!
Schafe in der Einöde des Camino del Desierto (Bild: Ueli Bugmann)
Manchmal kreuzt eine Vogelstraussfamilie mit ihren Kleinen die Strasse, aber sobald man stehen bleibt, sind sie auch schon wieder zwischen den stachligen Büschen verschwunden. Die frei laufenden Schafe, Pferde oder ausgemergelten Rinder erforderrn äusserste Konzentration beim Fahren. Es gibt ein typisches Strassenschild mit dem Hinweis: “Wenn sie freilaufende Tiere sehen, bitte die Polizei benachrichtigen”. Das gestaltet sich etwas schwierig, denn die Wüste ist auch ein riesiges Funkloch.
Schlaglöcher halten den Fahrer wach und der schon früher erwähnte Mate vertreibt einem die Zeit auf dieser menschenleeren langen Strecke. Aber bleibt man ausnahmsweise mal wegen dringender Bedürfnisse auch nur zum Fotografieren kurz stehen oder, hält garantiert ein Wagen oder Lastwagen an, und jemand fragt, ob man Hilfe braucht.
Inmitten dieser Einöde taucht das Dorf “Casa de Piedra” auf. Ausserhalb des Dorfes gibt es eine Tankstelle, die sogar alle Sorten Benzin führt. Daneben wird ein “Complejo Turistico” gebaut. Es herrscht Wildwestatmosphäre, trockene Büsche wirbeln herum. Schnell tanken wir auf, alles bei einem heissen Wind und Temperaturen von über 36 Grad im Schatten. Auf neugierige Fragen das Tankwarts geben wir geduldig Auskunft: Woher, wohin, wie ist die Strasse, aha, freie Tiere, ja ja, schon gehört usw. usw. Schnell die sauberen WCs benützt, ein guter Kaffee getrunken, an einem Automat heisses Wasser für den Mate besorgt und weiter gehts noch ungefähr 300 km. Wir möchten in General Acha übernachten, ca. 100 km vor Santa Rosa (ebenfalls Provinz La Pampa), dort haben wir schon mal im Hotel “A Puro Campo”, einer umgebaute Estanca, übernachtet. Wir wollen uns ankündigen, bekommen aber keine Verbindung (Funkloch). Später hören wir von der Inhaberin, dass sie seit zwei Monaten weder Fax, Telefon noch E-Mail hat.
Die Landschaft wird freundlicher. Man sieht die typischen Bäume aus der Pampa, kleinwüchsig, mit einem dicken Stamm und einer grossen Baumkrone, die hauptsächlich von den Rindern als Sonnenschutz benützt werden. Eine Estancia versucht sich mit Ziegenkäse, sonst das übliche: Schafe über Schafe, aber auch Rinderherden ziehen an uns vorbei.
Endlich das Schild vom Hotel. Die Einfahrt ist von Bäume gesäumt, man erkennt den Swimmingpool und ein millimetergrünen Rasen sticht ins Auge.
Pool und Rasen inmitten der Steppe (Bild: Ueli Bugmann)
Am Empfang erkennt man uns gleich: “Wie schön, das Sie den Weg wieder hergefunden haben!” Neben dem Casco de Estancia (Hauptgebäude) weiden Schafe und Rinder, ein Esel iih-ahht, Bienen summen. Eine leichte Brise versetzt einen ins Träumen. Nach dem monotonen Surren des Dieselmotors eine Wohltat für die Ohren. Wir suchen unser einfaches aber blitzblankes Zimmer auf. Bei 25 Grad ist es angenehm am Abend, sodass wir nach einer langen Dusche vor unseren Zimmer sitzen und die Ruhe der Pampa geniessen.
Aus dem Nichts tauchen zwei Hunde auf, treiben das Vieh zu einem Haufen zusammen und ab gehts auf die Nachtweide. Schon erstaunlich, wie das alles ohne Menschen funktioniert.
Schon taucht die gute Fee in Person eines Hausmädchen auf, bringt uns einen Aperitivo und nimmt die Bestellung für das Nachtessen auf: gegrilltes Fleisch (Asado), Teigwaren, und was die Küche sonst noch alles hergibt. Nach einem kurzen Nickerchen klopft es auch schon an der Zimmertür: 22 Uhr, wir werden im Speisesaal erwartet. Mit den wenigen anderen Gäste nehmen wir unser schmackhaftes Nachtessen ein. Nach einem Eis-Dessert und einem grossen Schluck argentinischem Cognac sinken wir ins Bett. Das ist das Schöne an dieser Estancia: Absolute Ruhe, man muss nicht zum Essen wegfahren, kann etwas Wein trinken, auch etwas mehr, und nur noch ins Bett sinken…
Pferd im Abendrot bei General Acha (Bild: Ueli Bugmann)
♦
Weiterführende Links
(386) Reise nach Misiones
Provinz La Pampa
Mate
Insel Martin Garcia
“A Puro Campo”
Wie ich zu meinem Hund kam, habe ich bereits erwähnt (siehe früheren Beitrag), aber nicht, wie er zu seinem Namen und zu seinem Adoptivbruder kam. Mein Hund war für mich einfach „der Hund”. [Weiterlesen …]
Integration und Sprache oder Sprache und Integration? Ich lese gerne, höre gerne den Geschichten anderer zu. [Weiterlesen …]
Gestern machte ich wieder einmal eine sensationelle Neuentdeckung. Doch zuerst kurz zur Vorgeschichte: Die Regenzeit hatte in der Nacht davor - etwa zwei Wochen früher [Weiterlesen …]
Ein Witz. Doch keiner. Oder doch?? Da bekam ich gestern von Freund und Careguide-Betreiber Richard Züsli einen Witz zugespielt, den dieser ebenfalls von einem [Weiterlesen …]
Die Kirchuhr schlägt eben sieben Mal, als ich heute von der Finca zurückkomme. Zeit, um zu frühstücken mit Frau und Tochter. Danach öffne ich die Holzflügeltür [Weiterlesen …]
Zwar fängt mein Sonntag “erst” um fünf Uhr früh an, doch wie wochentags mit dem Sichten der Mails. Als gegen halb sieben der Berg [Weiterlesen …]
Schon am Vortag - oder genauer: in der Nacht des Vortags - hatte sich das Unglück angebahnt. Der jüngere der beiden festangestellten Farmarbeiter war diese Nacht alleine, [Weiterlesen …]
Vor rund vier Tagen brach es los: ein Grossfeuer auf unserer Farm „Finca Helvetia”. Schon am Vortag hörte ich von den Arbeitern, dass weit oben [Weiterlesen …]
Wie im letzten Beitrag angedeutet, bin daran, ein zweites Buch über die Moringapflanze zu schreiben. Der Arbeitstitel lautet: “Moringa - der Medizinschrank der Natur”. Doch wie wurde ich zum Fan von Moringa ? [Weiterlesen …]
Eigentlich wollte ich hier einen beschaulichen Frührentner-Lebensabend aufbauen und verbringen. Doch heute war wieder mal ein recht hektischer Tag auf meiner 150 Hektaren grossen Farm hier in Nicaragua. [Weiterlesen …]
Ich hoffe, den treuen Lesern meine neue Heimat und mein Pensioniertendasein etwas veranschaulicht zu haben. Mir war bewusst, dass wir Radioamateure [Weiterlesen …]
Es ist ein hier fest verwurzelter Brauch (običaj), dass ein Gast mit einem hauseigenen Schnaps (domaća) begrüsst wird. Dem kann sich eigentlich [Weiterlesen …]
Wir haben uns sehr schnell eingelebt in Spanien, was ich unter anderem meinem leider inzwischen verstorbenen Freund Paul Isler, auch Schweizer, zu verdanken habe. Er war mit seiner Frau Anni schon 10 Jahre vor mir [Weiterlesen …]
Bis Mai 2006 wohnten wir in Alcanar Playa, 6,5 km südlich von unserem jetztigen Wohnort Sant Carles de la Rapita, das am unteren Teil des Ebrodeltas in Katalonien liegt. Vom Delta - etwa in der Mitte zwischen Barcelona und Valencia - gehts 350 km bis zur spanisch-französischen Grenze. [Weiterlesen …]
Zurückblickend auf das erste Bressejahr kann ich ohne Beschönigung eine positive Bilanz ziehen. Die Auswanderung mit all seinen Vorbereitungen und späteren Formalitäten ist zwar nicht immer reibungslos verlaufen, [Weiterlesen …]
Wie die Katze kann man auch den Hund ab einem Alter von 6 Monaten kastrieren lassen. Für Berry wäre das ab Dezember gewesen, aber gerade während den Festtagen [Weiterlesen …]
Die Strasse, an der wir wohnen, endet neben dem Haus unseres Nachbars Daniel in einem Feld- und Waldweg. Unser Haus ist gerade das vorletzte an der Strasse, so dass die Autos, die vorbeifahren, uns weitgehend bekannt sind. Da gibt es dienstags und freitags [Weiterlesen …]
Berry hatte bereits in den ersten Tagen kurz mit der Hündin vom Nachbar Daniel Bekanntschaft gemacht, eine Jack Russel mit dem Namen Juquette. Richtige Freunde wurden sie einen Monat später. [Weiterlesen …]
Der Sommer ist wohl die schönste Jahreszeit. Die Natur zeigt sich in allen Farben und das Leben spielt sich fast ausschliesslich draussen ab. Aber auch die schönste Zeit hat ihre Tücken, [Weiterlesen …]
Der erste Sommer mit meinem “Biogarten” liegt nun hinter mir. Als Stadtmensch staunte ich immer wieder, was aus so kleinen Samenkörnern herauswachsen kann. [Weiterlesen …]
Berry (siehe letzten Beitrag) hatte sich bald eingelebt und wusste schnell, wo er Zuhause ist. Puschkas Tatzenhieben konnte er bereits geschickt ausweichen, [Weiterlesen …]
Ein Haus auf dem Land mit viel Umschwung, Pferden und Katzen. Was da noch fehlt, liegt auf der Hand: [Weiterlesen …]
An einem neuen Ort weiss man zu Beginn noch nicht genau, wo man was beziehen kann. Für den täglichen Bedarf ist hier im nahen Supermarkt gesorgt und Do-it-Yourself Artikel findet man in der “Bricolage”. [Weiterlesen …]
Am 20. August 2008 war es dann so weit. Wir sassen gerade auf der Terrasse beim Nachtessen, als Puschka plötzlich unaufhörlich miaute [Weiterlesen …]