(355) Äpfel sind zum Trinken da,…
Es ist ein hier fest verwurzelter Brauch (običaj), dass ein Gast mit einem hauseigenen Schnaps (domaća) begrüsst wird. Dem kann sich eigentlich niemand entziehen, weil er dadurch den Gastgeber beleidigen würde.
“Selber gekauft” wäre zu billig
Es ziemt sich nicht, irgend einen “Gekauften” anzubieten, daher war natürlich eine meiner ersten Fragen: Woher nehmen und nicht stehlen? Anwort: Es gibt genug Leute, welche brennen, dort kannst du den beziehen!
Haben denn soviele eine Brennlizenz? Schallendes Gelächter …bist du verrückt? Hier kann jeder für den Eigenbedarf soviel brennen wie er will und was er will. Und unter Hand verkauft ist hier noch lange nicht als kommerziell einzustufen. Das heisst also, ich kann auch selber brennen? Logo, du brauchst dazu bloss eine Brennanlage.
Selber gebrannt ist auch nicht billiger
Jetzt war mein Interesse geweckt! Schnell war ein im Dorf ansässiger Kupferschmied ausfindig gemacht, der bereit war, mir eine solche Anlage herzustellen. Nach bloss einem Monat war der 80 Liter grosse Brennhafen fertig. Zusammen mit dem 450 Liter fassenden Kühler fand er perfekt Platz im neuen Hilfsgebäude - Zufall?
Die eigene Brennerei (Bild Eduard Meister)
Apfelessig herstellen leicht gemacht
Da sich auf meinen Grundstück 35 Obstbäume befinden, die meisten davon Apfelbäume, lag es auf der Hand erst mal die Äpfel “sinnvoll” zu verwerten. Ich sammelte also brav alles zusammen, schnippselte alles schön klein in ein 200 Liter Fass und harrte der Dinge die da geschehen sollten.
Este Gehversuche bei der Obstverwertung (Bilder: Eduard Meister)
Erstens kommt es anders, und zweitens als man denkt. Unser Konsum war für Jahrzehnte gedeckt, denn wer braucht schon 200 Liter Apfelessig? Also machte ich mich schlau und fand dann auch schon bald heraus, dass die Maische (der zu vergärende Obstbrei) unter Luftabschluss vergären, mit Schwefelsäure auf einen pH-Wert von max. 3,5 angesäuert, und zur Bevorzugung der zur Vergärung richtigen Bakterien spezielle Gärhefe zugegeben werden muss.
Vom Bade-Meister zum Brenn-Meister
Die Erfolge des steten Bemühens blieben nicht aus. Mein Apfelschnapps, das Zwetschgenwasser und auch mein erster Weichselkirsch erfreuen sich in der Zwischenzeit grosser Beliebtheit. Es gab aber auch in der Brenntechnik noch viele Details zu beachten. Viele Tips konnte ich von einem Schweizerischen Destilleriekleinbetrieb in Erfahrung bringen, denn ich nutzte meinen Aufenthalt in der Schweiz auch dazu, möglichst viele Erfahrungen auf dem Gebiet zu sammeln.
Stete Verbesserung dank Tipps aus Schweizer Brennereien
(Bilder: Eduard Meister)
Die regulierbare Feuerung mittels Gas, die Kontrolle der Kesseltemperatur, die Abtrennung des Vorlaufes (Methylalkohol) und Absonderung des Nachlaufes zwecks Nachbearbeitung sind nur einige zu beachtende Dinge, welche zu einem befriedigenden Resultat führen.
Da sitz ich nun, ich armer Tor, und bin jetzt schlauer als zuvor -
zum Wohl! (Bilder: Eduard Meister)
23.04.2009 13:02
Mein lieber Freund Eduardo. Dass du jetzt auch noch Wilhelm Busch misbrauchst….resp. zu deinen Gunsten abänderst. Ist da etwa der Apfelschnaps schuld? Ein Schweizer auch ansässig hier in der Puglia brannte Feigenschnaps. Zur Inaugurazione eingeladen trank ich viel zu viel und hatte Angst blind zu werden. Zu Hause angekommen telefonierte ich ihm: Keine Angst ich bin nicht blind. Im Gegenteil, ich sah alles doppelt auf der Heimfahrt…
Gruss
Rne’