Ingrid Stocker Spitzers
  2007 in die Bresse (FRA) ausgewandert

(331) Wenn’s drauf ankommt

Zurückblickend auf das erste Bressejahr kann ich ohne Beschönigung eine positive Bilanz ziehen. Die Auswanderung mit all seinen Vorbereitungen und späteren Formalitäten ist zwar nicht immer reibungslos verlaufen, aber der Aufwand hat sich gelohnt.

Jetzt klappts sogar mit dem Ausweis

Es hat Geduld gebraucht, aber mein definitiver Wohnsitz in der Bresse ist jetzt rundum geregelt. Ich habe sogar meinen französischen Fahrzeugausweis erhalten (siehe frühreren Beitrag), nachdem die Sekretärin unserer Gemeinde Serley für mich reklamiert hat. Als Grund für die Verzögerung wurde eine langfristige Absenz der zuständigen Person angegeben. Nach der Reklamation bekam ich jedenfalls den Ausweis innerhalb einer Woche mit der Post zugeschickt. Mein Ziel habe ich mit der Auswanderung erreicht: Nach der Pensionierung eine neue Aufgabe zu haben, damit ich nicht mit Daumendrehen vor dem Fenster ende. Mit den Tieren und dem Haus hat man eine eigene Verantwortung, die man durch Erfahrung immer besser kennen lernt.

Donnerstag Abend und fast kein Gas mehr im Tank

Einmal, und bestimmt das letzte Mal, hatten wir z.B. unseren Heizgasvorrat vernachlässigt. Der letzte Winter war kalt und wir mussten sehr stark heizen, obwohl auch immer ein Feuer in unserem Cheminée brannte. Als ich an einem Donnerstagabend den Vorrat im Gastank einmal kontrollieren ging, war der Stand fast null. Oh Schreck! Wir drehten sofort den Heizregler runter, damit wenigstens noch warmes Wasser blieb, und schickten online eine Bestellung an den Lieferanten (was, wenn das Internet nicht wäre!). Wir rechneten aus, dass bei einer Bestellung so kurz vor dem Wochenende die Lieferung etwa Montag kommen würde und stellten uns darauf ein. Mit grossen Augen und enormer Erleichterung sahen wir dann bereits am Samstagmorgen den Lastwagen kommen, um unseren Gastank nachzufüllen. Chapeau für die Franzosen; wenn es darauf ankommt, kann man auf sie zählen.

Der Winter hatte auch seine schönen Seiten. Spazieren mit Berry in einer weissen Märchenlandschaft, alles gefroren, kein Dreck an den Schuhen und ein sauberer Berry, der das erste Mal gefrorenes Wasser erlebte.

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Winter in der Bresse (Bild: Ingrid Stocker Spitzers)

Eigentlich ist das Wetter in der Bresse ähnlich, wie in der Schweiz. Es gibt auch eine Art Föhn, hier nennt man ihn einfach starken Südwind. Es gibt aber weniger Schnee, der auch nicht sehr lange liegen bleibt.

Die Natur gibt jetzt den Takt an

Seit letzter Woche sieht, hört und riecht man, dass der Frühling kommt. Die Krokusse sind gesprossen und blühen, die Bauern fahren mit ihren Traktoren über die Felder und werfen ihre Gülle ab. Damit meldet sich auch schon wieder die Zeit für die Gartenarbeit an: Sträucher und Bäume schneiden, den Boden vom Gemüsegarten säubern und lockern und die ersten Samen legen, nämlich die der Puffbohnen (siehe früheren Beitrag).

Mit dieser Arbeit in Aussicht gebe ich gerne den Stafettenstab an meinen Nachfolger Alfredo Marti ab, der aus Spanien berichten wird.

Ich habe in meinen Berichten viel über unsere Tiere geschrieben. Dabei kam mir die Aussage meines früheren Biologielehrers im Sinn: “Man soll in seinem Leben unseren Tieren viel Platz geben”. Und das habe ich mir, wenn auch unbeabsichtigt, in meinen Beiträgen im Stafettenblog zu Herzen genommen.

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Weiterführende Links
Anhänger für Amtsschimmel
Serley
Puffbohnen säen

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