Frieda M. Steinruck
  Seit 2006 auf Gran Canaria (ESP)

(199) Viel Konsul, wenig Honorar

Anfang Februar hatte ich noch die Schliessung der Schweizer Vertretung auf Las Palmas bedauert. Zu diesem Zeitpunkt war mir nicht bekannt, dass wir für Gran Canaria zwar nicht mehr eine Konsulin, dafür aber immerhin einen Honorarkonsul erhalten würden. Und mit Rolf Meyer Scheidegger erst noch jemanden, der mir aus dem Schweizerverein bekannt war. Bereits im September 2007 war er von der Schweizerischen Eidgenossenschaft ernannt worden. Seine Akkreditierung durch den spanischen Staat datiert hingegen vom 25. Januar 2008.

Der Mann für Notfälle aller Art

In seinem Ehrenamt dient der aus dem Aargau stammende Vermögensberater den 1 600 Residenten aus der Schweiz und den Touristen auf allen kanarischen Inseln als Anlaufstelle. Besonders für Feriengäste in Notfällen ist er Ansprechpartner (Todesfall/Überführung in die Heimat, Straffälligkeit/Festnahme). Dabei helfen ihm die vielen Kontakte, die er seit 17 Jahren auf Gran Canaria knüpfen konnte. Er besitzt auch die spanische Staatsbürgerschaft und ist glücklich mit einer überaus fliessend Deutsch sprechenden Canaria verheiratet. Amtliche Angelegenheiten (z. B. Pass) können trotzdem weiterhin nur via die Botschaft in Madrid erledigt werden, auch nicht über das Generalkonsulat in Barcelona.

Immer schön locker bleiben am Pool

Im April flatterte dann Post aus der spanischen Metropole ins Haus, welche eine offizielle Einführung des Honorarkonsuls ankündigte. Voller Erwartung machten wir uns am 28.04. auf nach Las Palmas, um an diesem Empfang teilzunehmen. Schon nach dem im Schreiben benannten Saal mussten wir uns im Luxushotel durchfragen. Endlich entdeckten wir verschiedene Gruppen Leute, die mit einem Glas in der Hand am Poolrand standen, darunter auch Bekannte. Alles war aber recht formlos. Und - echt spanisch - trafen weitere Gäste erst nach der angegebenen Zeit ein. Darunter möglicherweise auch Jean-Philippe Tissières, den ich nur aufgrund seines Konterfeis in der ‚Schweizer Revue’ als erst seit kurzem in Madrid amtierenden Schweizer Botschafter in Spanien ausmachen konnte. Später liess man sich dann im Innenraum nieder und genoss bei angeregten Diskussionen die verschiedenartigsten Tapas. Der Botschafter ging an verschiedene Tische, erkundigte sich freundlich nach der Herkunft der Runde und wünschte weiterhin alles Gute.

Diese Feier ohne Meyer?

Noch immer warteten wir auf eine kurze Ansprache und die in der Einladung angekündigte Vorstellung von Rolf Meyer. Aber nichts geschah, und so machten wir uns dann zusammen mit andern Teilnehmern nach über zwei Stunden mehr enttäuscht wie erfreut auf den Heimweg. Mir schien, dass sich wenigstens der neue Honorarkonsul mit etwas mehr Eigeninitiative hätte an die Runde wenden können. (Falsche) Bescheidenheit oder einfach nur gebührender Respekt vor seiner Obrigkeit? Wahrscheinlich messe ich irrtümlicherweise noch zu sehr mit der Schweizer Elle, wo ein solcher Event sicher minuziös vorbereitet und nichts dem Zufall überlassen würde, ohne aber steif zu wirken. Im spanisch abgefassten Dankesbrief nach Madrid (weil auch die seinerzeitige Einladung in Spanisch war) erwähnte ich unsere nicht erfüllten Erwartungen - eine Reaktion blieb jedoch aus.

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