Catherine Beuret
  2005 mit vier Katzen ins Burgund (Charolais) ausgewandert.

(416) Unterstützung, Neugierde und… Glück

Am 23.4.1945 erblickten mein Zwillingsbruder und ich das Licht der Welt. “Ladies first”, habe er gesagt. Ich weiss es besser: “Häb du dr Gring use” (Halte du den Kopf raus) war seine Aufforderung an mich. Womit klar ist, dass ich als Erste kam. Ebenfalls klar ist jetzt: Ich stamme aus dem Bernbiet. Genauer gesagt: In Hünibach bei Thun stand unsere Wiege. Mein Vater war damals Offizier bei der Festungswache, da ist er bis zu seinem frühen Tod 1953 auch geblieben. Meine Mutter, Haushaltungslehrerin, gebar Ende 1946 und 1951 meine jüngeren Brüder. Mein Zivilstand: freiwillig ledig geblieben.

Spätes Kennenlernen im Blog

Die Schulen besuchte ich in Steffisburg und Thun. Hedy Blaser - ihr kennt sie aus dem Blog - besuchte dieselbe Schule in Thun. X Jahre später lernt man sich dann in einem Blog kennen! Als die Zeit kam, einen Beruf zu lernen, herrschte grosse Konfusion. Auf Mutters Seite wurde man Lehrer. Ich hatte aber schlechte Noten und zeigte auch sonst nicht gerade grosse Zuneigung zu Kindern. Da fiel meiner Umgebung ein, dass ich doch immer so gerne und gut gezeichnet habe. Mein Onkel, ein angesehener Luzerner Architekt, fand, Hochbauzeichnerin wäre das Richtige. Obwohl ich gar keine technischen Neigungen zeigte, schloss ich doch mit guten Noten ab. Dank dem schweizweiten sogenannten Baustopp verschlug es mich bei meiner Stellensuche nach Basel. Das war mein erstes Glück. In Basel mochte man mein Berndeutsch, und nach zwei Misserfolgen fand ich durch Zufall bei einem grossen Architekturbüro eine Stelle. Ich dachte, das wäre eine Stelle im Archiv - in der Not frisst der Teufel bekanntlich Fliegen - es war aber eine Stelle in der Bauforschung. Diese Bauforschung brauchte 1969 einen Computer zur Bewältigung der Datenmengen. Mangels weiterer Interessenten wurde ich zur Programmiererin ausgebildet. Damit hatte ich eine interessante, abwechslungsreiche und krisensichere Ausbildung. In der Folge arbeitete ich zuerst für die Baubranche und später im Finanzbereich weiterhin als Programmiererin, Analytikerin, dann Projektleiterin und später als Consultant. Mit 44 Jahren kriegte ich sogar noch eine Ausbildung bezahlt und durfte einen eidgenössischen Abschluss in Organisation machen. Meine letzte Stelle trat ich mit 50 Jahren in der Informatik der damaligen SBG, heute UBS, in Zürich an.

Pensionierung und Beschluss zum Auswandern

2004 wurde in der UBS wieder einmal reorganisiert, sprich Personal gestrafft. Ich war da älter als 57 und schwer vermittelbar, da zu spezialisiert und zu alt. Also durfte ich, ohne finanzielle Einbusse, Ende 2004 in Rente gehen. Zu der Zeit bewohnte ich die nte (xte) schlecht isolierte, lärmige Wohnung. Ich wollte mein restliches Leben nicht auf diese Weise verbringen. Bei Freunden, sie waren einige Jahre vorher in die Bresse ausgewandert, genoss ich jeweils die Ruhe. Das Land und die Häuser sind für Schweizer Verhältnisse günstig. Die Steuern sind bei meinem Einkommen zwar um einiges höher als in Mönchaltorf (Kanton Zürich), aber bedeutend niedriger als im Kanton Bern, etwa vergleichbar mit der Stadt Luzern. Französisch lernte ich an einer bernischen Sekundarschule, da wird grosser Wert darauf gelegt. Zudem waren meine Eltern bilingue. Französisch hatte ich im Ohr, meine beiden Grossmütter und ein Grossvater sprachen nur gebrochen Deutsch und orientierten sich kulturell Richtung Frankreich. Ich beschloss also, mir und meinen Katzen mit einem Drittel des Pensionskassenkapitals, im Burgund, einem alten Kulturland, ein Paradies zu schaffen. Meine Verwandtschaft und meine Freunde waren verblüfft. Ich bin vorher höchstens alle 10 Jahre mal in die Ferien verreist. Jetzt will sie auswandern!

Fazit: Ich hatte oft Vorgesetzte, welche an mich glaubten, ich war neugierig auf Neues und ich hatte Glück.

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Weiterführende Links
Gring

Hedy Blaser

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Kommentare

  1. Ingrid Stocker Spitzers

    14.09.2009 11:05

    Liebe Frau Beuret
    Beim Öffnen von Careguide sah ich zu meiner freudigen Überraschung, dass Sie den Stafettenstab übernommen haben. Der letzte Beitrag vom Vorgänger habe ich nämlich erst später gelesen.
    Ihr erster Bericht ist bereits sehr informativ und ich bin gespannt auf Ihre weiteren Beiträge.

    Liebe Grüsse
    Ingrid Stocker aus der Bresse

  2. Catherine Beuret

    14.09.2009 18:50

    Liebe Frau Stocker, danke für die ermutigenden Worte. Ich habe nämlich noch nie für einen grossen anonymen Leserkreis geschrieben.
    Herzlich Catherine Beuret