Eduard Meister
  2003 mit Ehefrau Milka nach Zentralserbien (SRB) ausgewandert.

(348) Vom Mieter zum Bauherr

Frühling 2003. Die Packerei für den Umzug ins Ausland ist komplex, da nebenher eine Liste für den Zoll erstellt werden muss.

Umzugsliste auf serbisch

Obschon viel Kleinkram mit einer Sammelbezeichnung wie z.B. “Küchenutensilien” nur eine Zeile beansprucht, kommen doch letztlich 255 Positionen zusammen, die ins Serbische übersetzt und einen ungefähren Warenwert beinhalten müssen.

Alles stapeln wir in der Tiefgarage, wo uns zwei Abstellplätze zur Verfügung stehen, die dann auch bis zur Decke vollständig aufgefüllt werden, denn die Mietwohnung muss ja leer und gereinigt abgegeben werden. Alles zusammen füllt am Schluss einen LWK plus Anhänger, der nun eine Woche unterwegs sein würde - 1500 km über vier Staatsgrenzen. Wir können glücklicherweise bei einem befreundeten Ehepaar eine Woche lang gastieren und fahren dann mit dem Auto der “Züglete” hinterher. Die Abmeldung in der Schweiz hatten wir bereits auf Ende März vollzogen, so dass der ganze Papierkrieg bis zum Umzug bereits erledigt war. Die Verabschiedung von Freunden und Verwandten löst doch Wehmut aus, und das Gefühl begleitet uns, gemischt mit einer Vorfreude auf unserer Fahrt in die neue Heimat.

Altersguillotine für Autos

Zu Beginn können wir noch problemlos mit den Schweizerkennzeichen herumfahren, aber den Wagen in Serbien einlösen geht nicht, da für die Einfuhr von Autos eine Altersbeschränkung besteht (max. 6 Jahre) und unser Wagen war bereits 13! Wir hören auch von Amnestieaktionen, bei welchen kurzfristig die Grenzen für ältere Wagen geöffnet werden, aber wann und ob das wieder zutrifft, wissen wir nicht. Wie schon oft kommt auch diesmal der Zufall zu Hilfe: Die ehemalige Firma hat keinen Nachfolger für mich gefunden und steckt in einer Notlage, die meiner Hilfe bedarf. Ich fliege mit meiner Frau in die Schweiz, wo wir beiläufig einen gebrauchten Mittelklassewagen finden, den wir auch normal importieren können. Damit ist das Problem vorerst zur Hälfte gelöst, wir sind wieder mobil. Aber der alte Wagen steht noch in der Garage, mittlerweile ohne Schilder und ohne Hoffnung, je wieder benutzt werden zu können. Die Hoffnung stirbt zuletzt, und so erfahren wir eines Tages, dass Flüchtlinge aus dem Kosovo bis zu 16 Jahre alte Wagen einführen dürfen. Jetzt heisst es handeln. Schnell finden wir eine Frau, die den Flüchtlingsstatus besitzt und auch bereit ist, unser Spiel mitzuspielen. Ihr wird der Wagen verkauft, sie löst ihn ein (ohne dass jemand fragte woher der Wagen plötzlich kam), und sie stellt eine Vollmacht aus, dass wir ihren Wagen fahren dürfen. Ein Jahr später kaufen wir den Wagen zurück und lösten ihn unter unserem Namen ein - gewusst wie!

Parkieren oder frieren?

Das von uns gekaufte Haus besitzt anfänglich noch keine Zentralheizung und auch keine Garage. Das erste was es zu realisieren gibt, ist eine Garage, die wir wohlweislich von Anfang an für zwei Wagen auslegen. Obendrauf plane ich ein Büro für mich und meine diversen Hobbies. Glücklicherweise steht mir der Hausverkäufer zur Verfügung, der ja schon beim Bau des Wohnhauses ein Auge für Ästhetik bewiesen hatte, so dass dieser Garagenbau im Einklang mit dem Wohnhaus ausfällt.

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Gelungen, diese Garage mit Hobbyraum, nicht?! (Bild: Eduard Meister)

Nach diesem erfreulichen ersten Bauprojekt wird die Zentralheizung geplant, nachdem wir den ersten Winter mit einem einzigen Schwedenofen im Wohnzimmer überlebt haben. Da aber das Haus nicht unterkellert ist und die Heizung ja irgendwo untergebracht werden muss, liegt es auf der Hand, dass ein Hilfsgebäude hinter dem Wohnhaus gebaut werden muss.

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