(288) Nationalsport Eisstockschiessen
Ein anderes Vergnügen wartet auch schon auf uns und liegt griffbereit im Untergeschoss. Es sind die Eisstöcke. „Eine rechte Eidenbergerin braucht einen Eisstock, Vreni!” Wie freute mich dieses Geschenk von unserem Nachbar. Und dann noch selbst gefertigt aus gut gelagertem Birnenholz. Eisstockschiessen ist nicht nur hier in Oberösterreich ein Nationalsport. Die Regeln sind ähnlich wie beim Curling, da komme ich auch nie so recht mit. Für das sind die Profis zuständig. Wir treffen uns meist mit unseren Nachbarn und Bekannten aus der Umgebung, und das sind für mich die wirklichen Könner. Auch Kinder und Jugendliche machen mit.
A Mass auf’d Taubn!
Dick eingemummt, jede und jeder trägt seinen Eisstock selbst, stapfen wir durch die Dunkelheit. Da unsere Nachbarn alle noch berufstätig sind, können wir dieses Wintersportereignis meistens nur abends geniessen. Und kalt muss es sein. Denn es findet im Freien statt. Auf dem nahe gelegenen Waldteich muss sich eine tragfähige Eisschicht bilden. Es kann vorkommen, dass sich bis zu 30 Personen oder sogar mehr auf den sieben Stockbahnen der Eisfläche bewegen.
Gespielt wird in so genannten „Moaschaften”. Die „Taube” wird gesetzt, und von der anderen Seite der Bahn wird auf dieses schwarze, kleine Rund gezielt. „Komm Vreni, setz a Mass auf’d Taubn!” Für mich eine Ehre, als Erste meinen Eisstock mit Schwung über das Eis zu manövrieren. Als Erste? Vielleicht die Schwächste? Egal, ich mache mit, und alle haben einen Riesen Spass. Wenn es nicht zu lange dauert. Zwei bis drei Stunden bei minus 10 Grad auszuhalten, mitzumachen, kein Spielverderber zu sein. Jetzt kennen mich meine Nachbarn und ich traue mir zu, früher aufzuhören oder nicht jedes Mal dabei zu sein..
So lange wie möglich mitmachen
So lange wie möglich mitmachen, sportlich bleiben, das habe ich mir für das Alter vorgenommen. Das Alpinskifahren hängten wir bereits schon seit längerer Zeit aus verschiedenen Gründen an den Nagel. Jetzt ist Langlaufen angesagt. Hier im Mühlviertel ist es fast ein Muss. Bei Sonne, Schnee und unberührter Weite ein Traum - dachte ich mir. Aber die Wirklichkeit ist oft anders. Für mich kostet es immer wieder Überwindung, in die Kälte zu gehen. Ich habe die Freiheit der Wahl, und das macht die Zeit der Pensionierung für mich so wunderbar.
Das Angebot für Pensionisten ist hier im Mühlviertel reichhaltig. Seniorenturnen, Wanderungen, Vorträge, Reisen etc. Die Entscheidung liegt bei uns. Freiheit ist uns beiden wichtig, kein Zwang, Offenheit für Neues. Was für ein Leben im Alter!