Vreni und Helmut Heinrich
  2001 nach Oberösterreich ausgewandert.

(279) Kupfermuckn

In der Aufnahmestation im Krankenhaus der Elisabethinen sitzt eine mir sehr lieb gewordene Ordensfrau. Immer wenn ich in der Stadt bin und Zeit habe, besuche ich sie. Wir absolvierten gemeinsam den Grundkurs für die Hospizarbeit. Es ist für mich ein Punkt, an dem ich Unterstützung kriege und wo ich spüre, dass wir uns immer wieder freuen wenn wir uns begegnen.
Da ich evangelisch-reformiert bin, waren Klosterfrauen bisher für mich immer etwas Fremdes. Nun erlebe ich von dieser Seite sehr viel Hilfsbereitschaft und Liebe. Was für eine wunderbare Gelegenheit, meine Vorurteile abzubauen, meine Wahrnehmung zu erweitern und mein ganz eigenes Lebensbild zu vervollkommnen. Helmut kennt sie auch. Er hat einen anderen Zugang zu diesem Thema, da er 16 Jahre im Luzerner Kantonsspital als Ingenieur tätig war.

Noch nicht an Bettler gewöhnt

Wenn wir mit dem Auto in Linz unterwegs sind, benützen Helmut und ich die Gelegenheit, einige Besorgungen zu machen. Wenn möglich meiden wir jedoch den starken Stadtverkehr, die vielen geschäftigen Menschen, den Lärm und den Stress. Obdachlose - hier werden sie “Sandler” genannt - verkaufen ihre Straßenzeitung, die „Kupfermuckn“, und sie freuen sich immer über einen freundlichen Blick oder ein liebes Wort. Einige Gesichter kenne ich. Ihre Geschichten werden in der Kupfermuckn veröffentlicht. Bettler gibt es auch in der Stadt, das habe ich so in der Schweiz nicht erlebt. An diese Situation werde ich mich nie gewöhnen. Es macht mich traurig, und gleichzeitig weiß ich, dass ich es nicht ändern kann. Mein Beitrag, diese Menschen zu würdigen: Ich kaufe die Kupfermuckn und lese sie mit Interesse.