Christa Morf
  Seit 1998 auf Hawaii (USA)

(238) Auszeit oder gleich ganz Aussteigen?

Es sind jetzt etwas mehr als zehn Jahre, die ich auf Hawaii lebe. Genauer gesagt auf der Insel Maui. Als ich 1996 zum ersten Mal von Maui hörte, verstand ich meinen Bekannten falsch, als ich ihn fragte, wo er lebe. Ich hatte “Mali” verstanden und gefragt “In Afrika?” Er hatte mich erstaunt angeschaut: “Nein, in Hawaii.” Hawaii ist für US-Amerikaner so etwas wie das Südtessin für SchweizerInnen, nur etwas weiter weg, fünf Flugstunden von der nordamerikanischen Westküste entfernt.

Arbeit, Druck, Migräne - wozu?

In den frühen Neunzigerjahren war ich auf der Suche nach einem anderen Lebensstil. So eine Suchbewegung ist selten gradlinig. Meine fand auf den Ebenen von Arbeit, Beziehungen und Spiritualität statt. Das Leben, das ich in der Schweiz führte, war bestimmt von viel Arbeit, viel Druck, viel Migräne. Es war Zeit für Veränderung von aussen und von innen. Ich hoffte, dass die Veränderung in meiner Umgebung die innere Veränderung unterstützen würde. Und so geschah es auch.

Zuerst besuchte ich Maui zwei Mal. Mein damaliger Bekannter half mir, Verbindungen zu knüpfen. Am Ende des zweiten Aufenthaltes hatte ich mich entschieden: Ich wollte in Maui leben.

Der Sprung ins warme Pazifikwasser

Es dauerte noch eineinhalb Jahre, bis ich alle meine Verpfllichtungen als Kursleiterin beendet hatte, und im Februar 98 wanderte oder stieg ich aus. Mit etwas Geld auf meinem Bankkonto in der Schweiz, mit einer Mastercard und Hoffnung. In vier Koffern waren die Dinge, die ich als wichtig erachtete. Meine Schwester war bereit, ein paar Schachteln im Keller ihrer Familie aufzubewahren. Meine Geschwister waren sehr besorgt um mein Wohlergehen. Verständlicherweise. Ich wusste ja selber nicht, wie das weitergehen würde.

Zwischen Existenzangst und Gottvertrauen

Die erste Veränderung kam von aussen, gefolgt von der inneren Antwort darauf: Ende April war mein Bankkonto nahezu leer. Offiziell Geldverdienen durfte ich nicht. Ich besass lediglich ein 10-jähriges Besuchsvisum mit mehrfachen Einreisen von der US Botschaft in Bern. Das erste Mal in meinem Leben hatte ich eine Angst, die man wohl als Existenzangst bezeichnen kann.
Etwa 14 Tage lang versperrte “grauer Angstschleier” mir die Sicht, bis ich mich fragte, warum ich überhaupt hier sei. Die Antwort war eine Spirituelle. Und sie war für mich sehr klar. Ich suchte eine direkte Erfahrung göttlicher Führung: “Wie wäre es mit Vertrauen in diese Führung? Lass Deine Versuche, die Situation zu kontrollieren fahren. Lebe Vertrauen jetzt.”

Zwei Wochen später lernte ich meinen heutigen Mann kennen. Eine Wendung, die ich nie zugelassen hätte in meinem Kopf. Ich war 57 Jahre alt und “hatte meinen Stolz”!

â—Š

Weiterführende Links
Maui, Hawaii

5 Personen mögen diesen Eintrag.