Hildegard-Maria Bertschy
  Seit 2000 mit Ehemann Heinz an der Costa Blanca (ESP)

(233) Gemüsemarkt in Denia

Heute ist Freitag und ich gehe zum Gemüsemarkt in der Innenstadt von Denia. Die Marktstände säumen beidseitig eine Strasse auf über 300 Meter Länge. Sehr schön ist die zu kaufende Ware präsentiert: eine farbliche Augenweide. Und ein besonderer Geruch liegt in der Luft. Ein buntes Treiben, das mich fasziniert und immer wieder ein Erlebnis darstellt. Ausserdem werde ich inzwischen akzeptiert, wie eine der Ihren.

So schön kann warten sein

Beim Warten wird über das Wetter gesprochen, über das Angebot der Waren oder wo es die schöneren Früchte gibt, bis hin zum persönlichen Gespräch. So steht man, bis man an der Reihe ist, denn es gibt hier kein Vordrängen. Wenn sich jemand erlaubt vorzudrängen, wird sofort protestiert “Du bist noch nicht an der Reihe” - egal ob es Spanier oder Ausländer betrifft. Viele spanische Frauen und auch wir Ausländer kaufen dort frisches Obst und Gemüse und das zu einem Drittel des Preises, den wir in der Schweiz bezahlen müssten. Man läuft von Stand zu Stand prüft Angebot und Ware, denn auch da gibt es Unterschiede.

Freundlichkeit und Grosszügigkeit gross geschrieben

Ich persönlich kaufe meistens beim gleichen Bauern, das ist ein Vorteil. Dort kennt man mich, ich werde sehr gut bedient und meistens landen noch ein Salat oder sonst etwas an Gemüse in meinem Beutel und das gratis. Petersilie und Schnittlauch bekommt jeder umsonst, man muss es aber verlangen. Am Anfang konnte ich das kaum glauben, und mittlerweile ist es Gewohnheit geworden. Vor einiger Zeit begleiteten mich Freunde aus der Schweiz und waren äusserst angetan über Freundlichkeit und Grosszügigkeit der Spanier. Ja das stimmt, aber nur, wenn man sie respektiert und nicht meint, man müsse ihnen zeigen, wo es lang geht. Diese Menschen haben ihren Stolz, und das macht sie für mich auch so sympatisch.

Fleisch kostet die Hälfte

Mit meinen grossen gefüllten Stofftaschen, die ich kaum tragen kann und die mich keine 18 Euros gekostet haben, gehe ich zum Auto und bin bis auf das Fleisch für eine Woche mehr als eingedeckt. Ich gehe zurück, hinter den Markt in die Markthalle. Sie ist täglich von 9 bis 13.30 Uhr geöffnet. Dort kriegt man Brot, Süsswaren, Nüsse, Früchte, Gemüse, frischen Fisch, Fleisch, Wurst, Blumen und vieles mehr. In der Halle geht es sehr sauber zu, da sind Brot, Fisch, Gemüse, Fleisch und Blumestände streng getrennt. Man würde sich auch nicht erlauben, etwas anzufassen. Nein, man signalisiert ganz genau, was man haben will und kriegt es auch. Ich habe verschiedene Metzger, die ich dort berücksichtige. Ausser Kalbfleisch, das ich bestellen muss, bekomme ich alles. Die Fleischpreise bewegen sich etwa bei der Hälfte dessen, was wir in der Schweiz bezahlen, Fisch ist eher teuer.

In einer Ecke steht eine Bar, und man trinkt noch schnell einen Kaffee, ehe man geht. Dabei trifft man meistens jemanden den man kennt und so erfährt man wieder Neues und Nützliches.

♦

1 Personen mögen diesen Eintrag.

Keine Kommentare

Kommentare

  1. Beat Keller

    05.09.2008 17:20

    Hola familia Bertschi,
    es kommt ein wenig Nostalgie auf, wenn ich so höre wie Sie in Denia auf dem Strassenmarkt und in der Halle einkaufen. Ich wohnte viele Jahre mit meiner Familie in Els Poblets und kauften gerne am gleichen Ort ein. Es stimmt, die einfachen, freundlichen Verkäufer haben uns immer gefallen. Das ist aber eher die Ausnahme, denn der Stolz der Spanier fanden wir fast schon arrogant, er ist auch nicht sehr kritik fähig.
    Als Familienvater und Rentner, mit 2 Mädchen im Kindergarten erlebten wir auch den Umgang in valenciano, der Unterrichtssprache in dieser Gegend. Die Elternabende aber auch die Familientreffen wurden immer in valenciano gesprochen, trotzdem es einige Ausländer hatte und wir reklamierten, dass doch bitte spanisch gesprochen wird.

    Trotzdem, Spanien ist ein sehr schönes Land und ich denke, wenn man den Lebensabend ruhig und ohne politisieren oder Kinder verbringt lässt es sich dort gutleben.

    Herzliche Grüsse aus dem von Spaniern eroberten Peru

    Beat Keller