Frieda M. Steinruck
  Seit 2006 auf Gran Canaria (ESP)

(194) Weiterentwicklung mit Hindernissen

Die Kanaren wollen sich weiterentwickeln. Dazu sind zahlreiche Projekte geplant, die mehr oder weniger umstritten sind. So auch der Bau eines Megagefängnisses auf Gran Canaria. Bereits 1992 hat Madrid das Geld dafür bereit gestellt. Das bisher einzige Gefängnis in Salto del Negro ist seit 15 Jahren dermassen extrem überbelegt, dass es von Amnesty International kritisiert wird: Wo Platz für 800 Häftlinge ist, leben 1 400 Menschen gedrängt wie Schlachtvieh.

Schäden für Tourismusindustrie befürchtet

Nun werden die umstrittenen Pläne für den Bau in Juan Grande immer konkreter. Doch der Süden sträubt sich mit Händen und Füssen gegen diese Einrichtung nur acht Kilometer von der Tourismuszone entfernt. Gefängnisgegner machen mit Demonstrationen, Autocorsos und dem Stopp der Baumaschinen durch Menschenketten auf sich aufmerksam. Kürzlich informierten Anwohner von Castillo del Romeral und Juan Grande sogar Touristen am Strand von Playa del Inglés mit Faltblättern in verschiedenen Sprachen. Dabei wehren sie sich nicht nur gegen den Gefängnisbau, sondern auch gegen die schon bestehende Müllanlage und die geplante Erdgasgewinnungsanlage und das E-Werk. Die Anwohner sind überzeugt, dass diese Einrichtungen dem Tourismus schaden.

Unbestritten: Natürliche Schaffung von Sandstränden

Seit letztem Oktober sind für die Errichtung von zwei neuen Stränden von je 300 Metern Länge zwischen Playa del Inglés und San Agustín Bagger im Einsatz. Noch sind nicht alle geplanten Steindämme fertig gestellt, die dafür sorgen sollen, dass sich durch Strömung und Wellengang auf natürliche Weise Sand in den Buchten ansammelt. So sollen mit der Zeit kleine Badestrände entstehen, denn diese Zone ist bislang sehr steinig und felsig und nur schwer zugänglich. Nach Abschluss der Bauarbeiten wird es auch möglich sein, von San Agustín nach Maspalomas dem Strand entlang zu laufen.

Anwohner wollen keinen neuen Hafen für 400 Schiffe

Ein weiteres Projekt ist der Sporthafen von Bahía Feliz, wo bis über 400 Schife und Yachten ankern könnten. Gleichzeitig soll auch ein Fussweg bis Playa del Aguila erstellt und der Strand von Tarajalillo verschönert werden. Zahlreiche Gründe sprechen allerdings dagegen: Umweltschäden, Bau- und später Verkehrs- und Schiffsmotorenlärm, ungenügendes Abwassersystem, zu viel Wind. Besonders für Segelschiffe wären die Navigationsbedingungen zu schwierig. Noch fehlt eine Baugenehmigung,  Anwohner drohen schon heute von Streiks und Demonstrationen. Notfalls wollen sie gar auf die Baumaschinen klettern, um die Arbeiten zu blockieren.

Wie viele Pisten brauchen Kanarienvögel?

Umweltschützer protestieren auch gegen den Ausbau des Flughafens Gando um eine dritte Piste. Die wichtigste Verbindung der Insel zu internationalen Zielen verzeichnete letztes Jahr 8,84 Millionen Reisende und dafür sollte weiterhin die Parallelstartbahn mit zwei Pisten vollkommen ausreichen. Mit geringen baulichen Veränderungen, so die Meinung der Umweltschützer, könnte das Flugaufkommen auf 55 Bewegungen/Std. erhöht werden, also ohne die geplante zusätzliche Startbahn auskommen.