Frieda M. Steinruck
  Seit 2006 auf Gran Canaria (ESP)

(189) Auswanderer der anderen Art

Seit Januar unverändert ist immer noch jede Woche von der Ankunft neuer afrikanischer Flüchtlinge auf den verschiedenen Inseln die Rede (siehe auch Beitrag 88). Vor allem die wachsende Zahl der noch minderjährigen Ankömmlinge ist erschreckend.

Tausende verlieren ihr Leben im Meer

Menschenrechtsorganisationen sprechen von Tausenden, die bei der riskanten Überfahrt ihr Leben lassen. Was einen in der Schweiz vielleicht einen kurzen Moment aufhorchen lässt, betrifft uns Bewohner der Kanarischen Inseln ganz nah und real. Deshalb verfolgen wir die politische Diskussion sehr aufmerksam. Als Reaktion auf eine neue EU-Richtlinie sollen die Flüchtlinge künftig bis maximal sechs Monate in den spanischen Auffanglagern bleiben dürfen. Bis jetzt wurden die illegalen Einwanderer bereits nach 40 Tagen abgeschoben. Gleichzeitig sollen neue Lager geschaffen und die bestehenden modernisiert werden, um so die von der EU-Kommission scharf kritisierten spanischen Unterkunftsbedingungen zu verbessern.

Erwerbslose, die gehen, erhalten Geld

Bei den “Gastarbeitern” bahnt sich ein radikaler Wandel der Migrationspolitik an. Hatte Spanien in Zeiten des Wirtschaftsbooms Hunderttausende Arbeitskräfte ins Land geholt und auch illegalen Immigranten Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigungen gewährt, möchte die Regierung nun bis zu einer Million Einwanderer aus Nicht-EU-Staaten zur Rückkehr in ihre Heimatländer bewegen, denn mit der Wirtschaftsflaute steigen auch die Arbeitslosenzahlen. Als Anreiz soll den Immigranten, die ihren Job verloren haben, die Arbeitslosenhilfe, die ihnen zusteht, als Gesamtbetrag ausbezahlt werden (teils noch hier in Spanien, der Rest in ihrer Heimat). Damit könnten sie sich in ihren Herkunftsländern eine neue Existenz aufbauen.

Auch die erworbenen Rentenrechte bleiben ihnen erhalten. Allerdings dürfen sie erst nach drei Jahren nach Spanien zurückkehren. Von insgesamt 2,2 Millionen Immigranten aus Nicht-EU-Staaten sind derzeit etwa 170 000 vorwiegend Marokkaner und Lateinamerikaner arbeitslos.