Adolf Gyger
  2005 in die Bresse (FRA) ausgewandert

(159) Fischertraum

Ein Besuch aus der Schweiz ist angekündigt. Dieser Besuch macht uns etwas nervös. Warum? Weil die Freunde einen 14-jährigen Jungen mitbringen. Was unternimmt man mit einem 14-Jährigen, zumal man nicht weiss, was er für Interesse zeigt.
Kaum angekommen, die Umgebung ausgekundschaft, kommt der Junge zu mir, in der rechten Hand eine Fischrute, in der linken Hand einen Materialkoffer. “He Adolf, wo kann man da fischen gehen? Ich habe von Kollegen in der Schweiz gehört, dass die Bresse ein Eldorado für Fischer sei.” Päng! Nun war ich bereits über seine Interessen informiert. Nur langsam mein Freund, immer mit der Ruhe.

Fischerpatent gibts jederzeit im Tabakladen

Natürlich ist die Bresse ein Eldorado für Fischer. Hunderte kleine Seen, grosse Flüsse und kleine Bäche. Aber: Auch hier geht nichts ohne Patent. Sicher ist es einfacher als in der Schweiz. Man kann 3 Monate, 6 Monate oder ein ganzes Jahr lösen. Man geht einfach in einen Tabakladen und verlangt die entsprechende Gültigkeitsdauer. Für ein ganzes Jahr kostet das Patent 120.- Euro. Wie immer beim Fischen kommt jetzt aber der Haken.
Nicht jeder See ist einfach frei zum Fischen. Viele sind privat, werden nur einzelne Tage geöffnet und das gegen eine spezielle Gebühr. Zudem sind die vielen Seen stille Gewässer und meistens nur mit Karpfen besetzt. Interessanter sind fliessende Gewässer. Da gibt es Hechte, Bachforellen, Wels, usw. Also eine Geschmacksache.
Schon um 9.00 Uhr stehen wir am folgenden Morgen im Tabakladen, um unsere Bewilligungen zu lösen. Der Junge strahlt und erklärt: “So, nun gibts jeden Tag Fisch.” Unseren ersten Versuch starten wir an einem kleinen See. Wie ein Vollprofi erklärt mir der Junge, wie man die Angel rauswirft. Aber so sehr wir uns auch bemühen, die Fische sind offenbar satt. So schieben wir den Misserfolg dem Wetter zu und machen uns auf den Rückweg.

Der junge Mann und der Wels

Am nächsten Tag versuchen wir unser Glück an einem kleinen Fluss. Ausgerüstet mit Brot, Käse und Würmern. Nach zwei Stunden ein Aufschrei des Jungen. “Achtung, Achtung, es hat einer angebissen, bring schnell das Netz.” Gemeinsam kämpfen wir gegen die Gegenwehr des Fisches. Nach einer halben Stunde hält der Junge einen Wels von ca. 50 cm Länge in den Händen und strahlt, wie wenn er soeben ein Weihnachtsgeschenk ausgepackt hätte. Ich staune, mit welcher Begeisterung ein 14-Jähriger seinem Hobby frönen kann.

Mit dieser kleinen Episode beende ich meine Stafette aus der aus der Bresse und übergebe den Stab an Jürg Hasler aus Thailand.

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1 Kommentar

Kommentare

  1. Blaser Hedy und Hans Peter

    27.05.2008 9:05

    Lieber Herr Gyger
    Wir haben Ihre Velotour notiert und werden sie bestimmt gelegentlich fahren - vielen herzlichen Dank! Ihnen wünschen wir weiterhin alles Gute und viele so interessante Entdeckungen und Erlebnisse.
    Liebe Grüsse, Hedy und Hans Peter Blaser