Adolf Gyger
  2005 in die Bresse (FRA) ausgewandert

(158) Landratten an Bord

Das Telefon klingelt und am anderen Ende ertönt eine Frauenstimme. “Hallo, hier ist die Verena, du erinnerst dich sicher an deine Nachbarn aus der Schulzeit.” Ja, ganz vage bedeutet mir die Stimme etwas, aber es sind ja schon bald 50 Jahre her, seit ich von zu Hause ausgezogen bin. “Ãœberlege nicht zu lange, komm lieber so schnell wie möglich nach Louhans. Wir warten am Anlegesteg auf Euch.” Zuerst weiss ich nicht genau, was ich von diesem Anruf halten soll. Eine halbe Stunde später stehen wir dann doch vor einem Hausboot mit Schweizer Fahne. Schon beinahe hysterisch tönt es aus dem Boot: “Ah, der Adolf ist da!” Vor uns steht tatsächlich unsere ehemalige Nachbarstochter. Zusammen mit ihrem Mann ist sie mit dem eigenen Hausboot in Frankreich in den Ferien. Irgendwie haben sie unsere Telefonnummer erhalten, und so ist das Treffen zustande gekommen.

Ãœberraschende Einladung zu einer Bootstour

Auf dem Deck geniessen wir einen Wilkommensdrink und vernehmen viel Interessantes über Hausbootferien. Schnell ist unser Interesse geweckt und wir vereinbaren, dass wir am nächsten Tag bis nach Tournus mitfahren, um dann von dort mit der Eisenbahn wieder nach Louhans zurückzukehren.

Aufgeregt besteigen wir am anderen Morgen um acht Uhr das Hausboot. Nach dem obligaten Willkommenstrunk legen wir mit dem Boot flussabwärts los. Schon nach fünf Kilometern die erste Schleuse. Weil wir früh unterwegs sind, ist die Schleuse aufgefüllt und wir können direkt hineinsteuern. Einfahrtsschleuse schliessen, Ausfahrtsschleuse öffnen, Schiff absinken lassen, rausmanöverieren und schon geht die Fahrt weiter.

Entspannen mitten im Naturparadies…

Die Seille - ein Nebenfluss der Saône - ist ja bestens bekannt als Naturparadies. Schon sehen wir die ersten Brachvögel, Kormorane und Graureiher vor uns auffliegen.

Längst liegen wir in Badehosen auf dem Oberdeck, geniessen die Stille und lassen uns von der Sonne bräunen. Dabei erzählt uns der Steuermann, dass es allein im Saône-et-Loire Gebiet 300 km Wasserstrassen gibt. Also ein richtiges Eldorado für Flusstourismus. Man gleitet gemächlich durch die Lande, vergisst den Alltag und schwebt durch Raum und Zeit. Bei ein paar Knoten Höchstgeschwindigkeit hat man Zeit zur Musse.

…und Schleusen gebührend begiessen

Eine zweite Schleuse weckt uns aus unseren Träumen. Fast sind wir froh, manuell wieder einmal etwas leisten zu dürfen. Nach der Ausfahrt steht auch schon der Aperitiv bereit. Wie es sich gehört, haben wir eine Flasche Crement eingeschleust. Zuerst ein wenig Cassissirup, dann aufgefüllt mit Crement, und schon stossen wir mit einem “Cassis Royal” an.
So geht der Tag leider allzuschnell zu Ende, an dem wir ganz unverhofft zu unserer ersten Hausbootsfahrt gekommen sind.

♦

Weiterführende Links
Hausbootgebiet Südburgund

4 Personen mögen diesen Eintrag.