Adolf Gyger
  2005 in die Bresse (FRA) ausgewandert

(148) So lernt man schnell Französisch

Wie es sicher in jedem Land üblich ist, besuchen sich die Schweizer auch in Frankreich. Nach den zweieinhalb Jahren, in denen wir nun hier leben, haben wir sicher etwa 20 Schweizer-Ehepaare kennen gelernt. Man besucht sich regelmässig gegenseitig, um Erlebtes und Neues auszutauschen. Natürlich werden auch Geschehnisse in der Schweiz diskutiert. Das hat zwei grosse Vorteile. Erstens kann man diskutieren, wie einem der Schnabel gewachsen ist und zweitens vernimmt man vieles, wovon man noch gar nichts gehört hat.

Frankreich im Vergleich mit der mehrsprachigen Schweiz

Ein grosses Thema ist die Integration der Ausländer in der Schweiz. Man vergleicht natürlich, wie Ausländer in der Schweiz aufgenommen und wie wir als Schweizer in Frankreich aufgenommen werden. Dabei ist auffallend, dass wir in Frankreich weder von einer öffentlichen Stelle noch von einem Notar oder einer Bank irgend ein Formular oder einen Vertrag auf Deutsch erhalten. Als ich zum Beispiel beim Hauskauf den Notar darauf angesprochen habe, bekam ich einfach die Antwort: “Monsieur, nous sommes en France”, mein Herr, wir sind in Frankreich. Da gibt es nichts anderes, als einen Dolmetscher mitzunehmen, oder gegen Entgelt alles auf Deutsch übersetzen zu lassen. Und wenn ein Schweizer bereit ist, so schnell wie möglich Französisch zu lernen, muss er das auf eigene Rechnung tun.
Weder ein Arzt, eine Amtsperson, noch eine Verkäuferin würde sich bemühen, auch nur ein einziges Wort Deutsch zu sprechen.
So ist diese Diskriminierung jedes Mal ein Hauptthema bei Besuchen. Natürlich sind wir uns bewusst, dass wir aus eigenem Willen Frankreich als neuen Wohnort gewählt haben. Wir sind ja auch bereit, uns möglichst gut anzupassen. Und wenn dazu jemand in Frankreich nicht bereit ist, lernt er die Gesetzesmühle schnell kennen.

Bussen: Wie und wo bezahlen

Kürzlich habe ich in Louhans - einem romantischen Städtchen in unserer Nähe - das Auto auf einen zahlpflichtigen Parkplatz abgestellt ohne beim Automaten ein Ticket zu lösen. Bei der Rückkehr fand ich einen Bussenzettel vor. Nach langer Suche fand ich heraus, dass man die Busse von 10.- Euro auf der Gemeindekasse bezahlen könne. Sofort steuerten ich diese Stelle an, legte einen 10-Euroschein auf die Theke und wollte die Busse bezahlen. Der diensthabende Beamte erklärte mir, dass er kein Bargeld annehme. Ich müsse am nächsten Kiosk eine Parkmarke im Wert von 10.- Euro kaufen und diese bei ihm abgeben. Weil es Montagmorgen war, hatte der Kiosk geschlossen. Zurück auf der Gemeindekasse, erklärte mir der Beamte freundlich, ich könne auch mit Check bezahlen. Mein Checkheft befand sich im Handschuhfach meines Autos. Also los zum Auto, das Checkheft holen, ausfüllen und den Check abgeben. Freundlich lächelnd bemerkte der Herr Beamte: Das nächste Mal wissen Sie, wie man eine Busse bezahlen kann.

Dauerbrenner Eurokurs

Ein wichtiges Thema bei Besuchen ist auch immer der Eurokurs. Während der Dollar inzwischen auf 1 zu 1 zum Schweizer-Franken gesunken ist, ist der Euro immer noch relativ hoch. Das bedeutet, dass wir weniger AHV und Pensionskasse erhalten. So wird das Leben in Frankreich immer teurer, wenn man bedenkt, dass die Lebensmittelpreise in Frankreich im letzten Jahr enorm gestiegen sind (Anm. Careguide: 2007 stärkste Teuerung seit 1992. Nahrungsmittel plus 4,8 Prozent im Jahresvergleich oder plus 0,2 Prozent monatlich).

Günstiger als in der Schweiz: Land, Steuern und Krankenkassen

Bei Besuchen gibt es auch Positives zu berichten. Der eine schätzt die niedrigen Landpreise, der andere die Tatsache, dass er keine oder viel weniger Steuern bezahlt und der Dritte, dass er keine Autosteuern bezahlt. Auch die Krankenkasse ist viel billiger und zudem sind auch Zahnbehandlungen oder Brillen inbegriffen. Doch dazu mehr später.

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Kommentare

  1. Hanika Rosmarie

    23.07.2012 10:06

    Wir wohnen in der Nähe von Louhans. Würde mich über ein paar Kontakte freuen, wir kennen bis jetzt “nur” Franzosen.
    Freundliche Grüsse. R. Hanika