Elsamaria Schröter
  2002 in die Algarve ausgewandert (PRT)

(127) Hilfe von oben

Immer noch in im nassen Herbst unseres ersten Jahres: Unsere Schuhe sind schwer geworden. Die nasse Lehmerde klebt an deren Sohle. Es regnet Bindfäden. Es stürmt heftig.

Mein Bruder und ich versuchen ein dickes Plastikrohr zu füllen, um das Wasser vom vollen Stausee abzuleiten. Jedes Grundstück hat nämlich seinen eigenen kleinen, künstlichen See aus dem im Sommer das Wasser zu den Orangenbäumen und in die Gemüsegärten geleitet werden kann. Alle Seen haben einen Abfluss, nur bei meinem funktioniert das nicht. Kein Problem wurde uns gesagt. Unten verstopft ihr den Schlauch, oben giesst ihr Wasser hinein, bis der Schlauch voll ist. Dann legt ihr den Schlauch oben in den See und öffnet ihn am unteren Ende und schon fliesst das Wasser ab. Wie gesagt, kein Problem hiess es. Von wegen “ganz einfach”: Meinem Bruder und mir gelingt das nicht. Eine Stunde mühen wir uns schon ab. Ich bin unten und überwache den Ausfluss. Jedes Mal wenn mir mein Bruder das Zeichen gibt, der Schlauch sei voll, öffne ich und warte auf Wasser. Aber da kommt kein Wasser. Langsam steigt in mir so eine Art Verzweiflung hoch und als eine Windböe mich auf den Boden wirft, fange ich an zu heulen. Und, was bleibt mir anderes übrig, zu beten. Sogleich höre ich eine Stimme neben mir. Ein Frau steht da und übernimmt den Schlauchausfluss. Oben, neben meinem Bruder, stehen weitere zwei Frauen, sie füllen bereits den Schlauch. Keine Viertelstunde vergeht und das Wasser läuft und die drei Frauen verschwinden tonlos.

Nachbarschaftshilfe ohne grosse Worte

Nein, nein, das waren keine Engel. Wie ich später erfahre, hat man im Dorf oben an der Bergkuppe beobachtet und verstanden, dass wir Hilfe brauchten. Trotz des schweren Regens und des Sturmes machten die Frauen sich auf den Weg. Immerhin 20 Minunten den Berg hinunter, dann mehr als eine halbe Stunde den steilen Weg wieder hinauf. ♦

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