Heinz Tock
  Seit 1997 mit Ehefrau Marta in British Columbia (CND)

(121) Erfahrung mit Stolpersteinen

“Eins, zwei, drei, im Sauseschritt. Es läuft die Zeit, wir laufen mit”. Wie recht hat Wilhelm Busch! Wir sind schon am Ende unserer einseitigen Plauderei angelangt. Das Thema war: “Ruhestand im Ausland”. Für viele potentielle Auswanderer bedeutet dies sicher eher das nahe oder nähere Ausland in Europa. Viele “wandern aus”, aber behalten in der Schweiz ein “pied-à-terre”, eine Wohnung oder gar ein Haus. Treten im Ausland Probleme auf, zumeist gesundheitliche, so ist die Rückwanderung kein unüberwindliches Hindernis.

Gibt es für Auswanderer einen “point of no return“?

Ganz anders, wenn man im höheren Alter alle Brücken hinter sich abbricht. Man verabschiedet sich von allen Freunden und Verwandten mit der festen Absicht, mit ihnen in Kontakt zu bleiben.

Der Brief, das Telefon, heute e-Mail und Skype, so ist man überzeugt, kann die grosse Entfernung überbrücken. Dazu hat man die feste Absicht, hin und wieder einen Abstecher in die alte Heimat zu machen und dort “die Runde zu machen”.

Wir wanderten 1997 aus und waren 2005 das erste und möglicherweise das letzte Mal in der Schweiz. Mit den engsten Verwandten ist der Kontakt nach wie vor erhalten. Doch die Zahl der Freunde, welche schreiben und denen man zurückschreibt, schrumpft nach ein paar Jahren drastisch. Das ist zwar sehr schade, aber anscheinend eine unabänderliche Tatsache.

Noch vor nicht allzu langer Zeit wusste jeder Auswanderer, dass es wohl ein Abschied für immer war, wenn er den Zug nach einem der Überseehäfen bestieg.

Dilemma: Familiennetz oder Freundeskreis

Damit will ich nur sagen, dass der Entscheid, auszuwandern, besonders im Pensionsalter, reiflich überlegt sein will. Wenn immer möglich sollte man mindestens ein halbes Jahr “Ferien” im Zielland machen. Gerade haben wir einen Fall in unserem Bekanntenkreis, bei welchem eine Schweizerin nach Kanada auswanderte, um nahe bei ihren beiden Söhne zu sein. Der fehlende Freundeskreis, die ungewohnte Umgebung konnte aber durch die beiden Familien nicht ausgeglichen werden. Nach zwei Jahren verkaufte die Frau ihr Haus wieder und zog zurück in die Schweiz. Ganz abgesehen von den erheblichen Kosten, war dieser Schritt für alle Beteiligten sehr schmerzhaft.

Immer noch sagen auch wir gelegentlich im Spass, dass wir ja frei seien, unsere Zelte hier abzubrechen und uns in irgendeinem Schachen in der alten Heimat niederzulassen.

Die Planung des Unplanbaren

Noch eine Bemerkung möchte ich hier anbringen. Alt werden im Ausland ist mit verschiedenen Problemen behaftet. Wenn immer möglich sollten dazu nicht allzu viele Finanzielle kommen. Damit meine ich, dass potentielle Auswanderer sich vor der Abreise ein kleines Geldpolster anlegen sollten. Ein eventueller Hauskauf sollte auf die alten Tage hin nicht eine grosse Belastung werden.

Auch wenn man sich an einem besonders schönen Ort niederlässt, sollten ein paar Tage Ferien erschwinglich sein. Da wir hier im Winter sehr viel Regen haben, zieht es uns seit Anbeginn in den Süden.

Dank Bernadette Calonego in Gedanken in British Columbia

Dieses Jahr flogen wir zuerst nach Los Angeles und von dort weiter nach der Halbinsel Baja California. Auf dem Wendekreis des Krebses verlebten wir eine Woche mit Sonne und Nichtstun im Hotel “La Poza”, welches von einem Schweizer Ehepaar geführt wird. Es steht in einer Oase am Pazifik und hat eine eigene Lagune mit einem botanischen Garten und einem Vogelparadies (siehe morgen “Ein Motel, ein B&B inn und ein Hotel - drei Schweizer Geschichten”). Als Lesestoff nahm ich das Buch der Stanserin Bernadette Calonego mit: “Unter dunklen Wassern”. Sie lebt hier an der Küste und dieses ist ihr zweites Buch.

Das Buch handelt in unserer Gegend in Kanada - anscheinend konnte ich mich von hier geistig nur schwer losreissen…

Obwohl mir Goethe mit: “Alles ist leichter zu ertragen, als eine Reihe von schönen Tagen” völlig schleierhaft geblieben ist, sind wir doch gerne wieder an unsere “Sonnenscheinküste” zurückgekehrt. Da ist Aprilwetter und es hat ein wenig geschneit…

Euch allen alles Gute, “stay out of trouble!”

Heinz und Marta

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