Heinz Tock
  Seit 1997 mit Ehefrau Marta in British Columbia (CND)

(113) Gesundheit und Geld

Vorgestern habe ich von den Steuern gesprochen. Hier noch ein Zusatz. Marta hat weniger AHV als ich. Eine Pension habe nur ich. Damit komme ich in eine deutlicher höhere Steuerklasse als sie. Der Steuersatz geht bis 45%. Doch wir haben Glück. Da wir pensioniert sind, können wir die beiden Beträge der AHV und der Pension zusammenzählen und halbieren. Das versetzt uns in eine niedrigere Steuerklasse.

Wovon manche Amerikaner träumen: kanadische Verhältnisse

Bei der Steuer kann man die Ausgaben für Medikamente, welche 3% des steuerbaren Einkommens übersteigen, abziehen. Zusammen mit dem persönlichen Abzug werden so viele Pflichtige von der Steuer ganz befreit. Das führt uns zur Gesundheitsversorgung. Jeder Kanadier muss versichert sein; wie in der Schweiz. Die Krankenkassabeiträge sind wesentlich tiefer als in der Schweiz. Marta und ich zahlen umgerechnet zusammen etwa 120.- pro Monat.
Wie oben gesagt, schliesst das die Medikamente nicht ein. Da gilt eben die 3%-Regel.

Wovor Mr. President warnt: kanadische Verhältnisse

Kürzlich hörte ich den Präsidenten der USA über die Gesundheitsvorsorge sprechen.
Bush wies auf die katastrophalen Verhältnisse in Kanada hin und warnte die Amerikaner vor einer Abkehr vom privatisierten Versicherungswesen. Ich las dann einen Artikel über die so viel besseren Verhältnisse südlich des 49. Breitengrades!
Millionen von Amerikanern haben keine Versicherung. Jeder Anspruch an eine Versicherung wird einem Vertrauensarzt vorgelegt. Dieser bekomme für jedes Gutachten einen festen Betrag, der sich erhöht, wenn er den Antrag ablehnt.
Aber sprechen wir über Kanada. Hier sind Privatspitäler “verboten”. Das heisst, es gibt sie, aber nur inoffiziell. Nur für Mitglieder der Gewerkschaften. Das sind hauptsächlich die öffentlichen Angestellten. Sie haben nicht wirklich eine bessere Behandlung, nur eine schnellere.
Die Wartefristen für eine nicht lebenserhaltende Operation sind tatsächlich für gewöhnlich Sterbliche lang. Auf eine Hüfte oder ein Knie muss man unter Umständen zwei Jahre warten. Wohlhabende Leute lassen sich “ennet” der Grenze in den USA behandeln oder fliegen nach Indien.
Und es hat viel zu wenig Allgemeinpraktiker. In abgelegenen Gegenden sind die Ärzte so dünn gesäht, dass es auch hier Menschen gibt, die für alle medizinischen Probleme auf die Notfallstation angewiesen sind.

Was einem nur kurz vergönnt ist: asiatische Verhältnisse

Marta und ich haben selber nur beste Erfahrungen gemacht. Wir haben einen Hausarzt und wurden im Bedarfsfall an einen Spezialisten gewiesen.
Meine Knieprothese erhielt ich nach einem Monat Wartefrist. Als ich einen Herzanfall hatte, wurde ich sofort nach Vancouver gebracht und operiert.
Das Personal in den Spitälern ist fast ausschliesslich aus Asien. Diese Menschen sind von einer so ausserordentlichen Freundlichkeit und Fürsorge, dass man am liebsten länger bliebe.
Das aber gibt es gerade nicht.
Nach der Knieoperation wurde ich am übernächsten, nach dem Eingriff am Herzen am nächsten Tag entlassen. Und das Essen im Spital hält einen auch nicht länger als nötig…

Man ist hier der Meinung, dass man sich zuhause rascher und besser erholt.
Die Spitalbehandlung ist völlig gratis, es gibt keinen Selbstbehalt. Sogar die Kosten für das Krankenauto wurden bei meinem Herzanfall voll übernommen.