Ingrid Stocker Spitzers
  2007 in die Bresse (FRA) ausgewandert

(108) Ein Potpourri von Erkenntnissen

In meinem letzten Beitrag möchte ich ganz verschiedene Erkenntnisse zusammenfassen, von denen ich noch nicht berichtet habe.

Das Telefon will uns was sagen

Eines Tages war aus dem Telefonhörer ein komisches Geräusch wie “krrr, krrr” zu hören. Ich befürchtete schon, dass das Telefon bald den Geist aufgeben würde. Zufällig war der Nachbar Jean-Paul bei uns und erklärte, dass dieses Geräusch bedeutet, dass man einen Anruf in Abwesenheit bekommen hat. Dies ist ein kostenloser Service von France Telecom. Wenn man 3103 wählt, wird man informiert über die Nummer, Datum und Zeit der gespeicherten Anrufe oder man hört die aufgezeichnete Nachricht des Anrufers.

Vorname oder Nachname?

Alle unsere Nachbarn, die wir nach und nach kennen lernten, haben sich uns immer mit ihrem Vornamen vorgestellt. Wir dachten uns noch: so schnell so familiär? Später bemerkten wir, dass man die Leute wohl mit dem Vornamen anspricht, aber trotzdem Sie und meistens Madame - Monsieur sagt.

Treffpunkt Brunnen

Als wir unseren Ponys zum ersten Mal Wasser aus dem Hahn des neuen Heims gaben, haben sie es nicht angerührt, obwohl sie sicher grossen Durst hatten. Wir stellten dann fest, dass im Hahnenwasser Chlor ist. Auch wir selbst trinken lieber Mineralwasser vom Super U. Aber wie sollten wir unsere Ponys tränken? Besorgt erzählten wir Monsieur Daniel das Problem, und der hatte sofort die Lösung. Er bot uns das Wasser aus seinem Ziehbrunnen an. Das ist so sauber, dass sogar auch wir Menschen es trinken können.
Jetzt hole ich jeden Tag Wasser bei Monsieur Daniel und Madame Marcelle und habe dazu Gelegenheit für einen morgendlichen Schwatz. Wir haben auch einen Ziehbrunnen, aber der muss zuerst gereinigt werden, denn das Wasser hat wegen des seltenen Gebrauchs einen üblen Geruch.

Kein Gefühl der Invasion

Viele Häuser hier in der Umgebung sind in Schweizer Besitz, als Haupt- oder als Sommerresidenz. Bei einem Gespräch während der Reparatur unseres Autos fragten wir eine Einheimische, ob die Einwohner der Bresse nicht das Gefühl hätten, von Schweizern überschwemmt zu werden. Das scheint aber gar nicht der Fall zu sein, im Gegenteil. Man erklärte uns, dass die Schweizer alte Bauernhöfe kaufen, die sonst verlottern würden, und sie dann renovieren und bewohnen. Das gibt neues Leben in den Dörfern, Umsatz für die Geschäfte und Arbeit.

Vor einigen Tagen wurde das Feld gegenüber unserem Haus mit Mist bestreut. Plötzlich kam der Bauer auf uns zu, um sich für den Geruch zu entschuldigen. Ich war positiv überrascht, dachte: “So anständig” und sagte natürlich, dass es uns nicht stört, wir sind ja auf dem Lande. Ausserdem dauerte es nur kurze Zeit, dann wurde der Acker umgepflügt.

Dein Name sei…

Übrigens: Unser Kätzli hat jetzt einen Namen - “Puschka”. Erst nach der Taufe erfuhr ich, dass das Wort auf russisch “Kanone” heisst, aber was soll’s. Ich finde es einen guten Rufnamen und der kleine Knirps kommt schliesslich aus jedem seiner Verstecke geschossen, wenn ich “PuschkaPuschkaPuschka” rufe.

Hiermit verabschiede ich mich von den Leserinnen und Lesern und gebe gerne das Wort an British Columbia weiter, wo bestimmt genau solch ein Fleckchen Paradies auf Erden liegt wie bei uns in der Bresse.

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Kommentare

  1. Hedy und Hans Peter Blaser

    02.03.2008 11:11

    Liebe Frau Stocker
    Danke für Ihre guten und praktischen Beiträge. Obschon wir “nur” Pendler sind, haben wir uns in vielen Belangen wiedererkannt. z.B. haben auch wir aus einem Stück Grasland einen Garten gemacht. Mit viel Aufwand haben wir stundenlang die Gras-Wurzeln entfernt (ja nicht hacken, das multipliziert sich!), und heute haben wir vom Unkraut her gesehen einen guten Garten. Aber die Mulots…. siehe Beitrag unserer Rüebliernte.
    Wir wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg, Freude, schöne Erlebnisse und Glück in Haus und Stall. Wer weiss, vielleicht treffen wir uns sogar einmal in den Lauben von Louhans!

    Liebe Grüsse
    Hedy und Hans Peter Blaser

  2. Hartmut Hollaender

    06.03.2008 14:56

    Liebe Cousine Ingrid,
    mein bruder lothar hat mir von deinem blog berichtet und ich habe alles mit interesse gelesen.auch ich bin mit meiner frau 2003 “ausgewandert ” und zwar von deutschland nach irland, meine frau ist Irin und nach meiner pension hatte ich ihr das versprochen. vieles von dem was du schreibst kommt mir irgendwie bekannt vor , obwohl hier in irland ja vieles ganz anders ist wie in frankreich.es gibt keinen zoll da beide lander in der eu. wir packten unseren container in koeln , der wurde verplombt und erst wieder hier in irland eine woche spaeter von mir geoeffnet.wir wohnen im county kerry , ganz im westen von irland und in der naehe des atlantik . einen garten haben wir auch angelegt aber vieles waechst hier nicht wegen der meeresnaehe. auch weht immer der wind , haeufig sehr heftig und da kann man manches nicht anpflanzen.links von uns ist auch ein landwirt mit 77 kuhen und auch er kippt manchmal guelle auf sein land. das duftet , entschuldigt hat er sich noch nicht dafuer ,aber er ist sonst sehr nett , das sind hier alle leute … wir haben zu beginn eine housewarming party gemacht und kennen seit dem viel leute . gross ist auch das PUB leben , man ist nie allein wie einem das in deutschland passiert wenn man in eine kneipe geht. da steht man verloren an der theke.
    eine umstellung ist das essen , brot backen wir selbst ( es gibt nur weiches weissbrot )und viele produkte muss lothar dankenswerterweise aus deutschland zuschicken,.Irland ist ein sehr teures land aber zum glueck gibt es lidl und aldi wohin wir meistens gehen obwohl eine stundeautofaht. entfernt.ich koennte noch viel berichten aber jetzt mus ich zum zahnarzt . vielleicht schreibst du mir einmal zurueck.herzliche gruesse dein vetter HARTMUT

  3. Susanna Audemars

    09.04.2008 12:01

    Liebe Ingrid
    via Rich habe ich heute gehört, dass du über deine Erfahrungen in Frankreich geschrieben hast. Schon oft habe ich seit letzten Herbst an dich gedacht und mich gefragt, wie es dir wohl so ergangen ist in Frankreich. Deshalb habe ich natürlich sofort den link aufgemacht um deine Berichte zu lesen. Alles tönt spannend und interessant und ich lese daraus, dass du dich gut eingelebt hast. Das freut mich sehr. Ich wünsche dir weiterhin alles Gute und viel Glück und Freude.
    Herzlichst
    deine “Jazztanz-Kollegin” Susanna
    PS: heute abend schwingen wir wieder unsere Beine….