Im Stafetten-Blog berichten abwechselnd alle 3 Wochen Schweizerinnen und Schweizer aus dem Ausland - subjektiv, unterhaltend und authentisch.

  Ueli Bugmann
  2008 mit Miriam nach Argentinien ausgewandert.

(259) Auswandern in die Schweiz

Geboren wurde ich in Argentinien, als zweiter Sohn eines schweizer Vaters und einer deutschen Mutter. Nach dem Abitur an der Deutschen Schule Villa Ballester in Buenos Aires arbeitete ich zwei Jahre als Hochzeitsfotograf und als Fotolaborant. Hauptkunden waren die Schickeria und Bekannte. Dann kam die Militärdiktatur, welche das Land in eine Krise riss.  Meine Eltern zogen in eine andere Provinz und ich musste mich von der Hand in den Mund lebend alleine durchschlagen. Mein Bruder war schon in Zürich und studierte an der ETH. Mein Wunsch, Fotograf zu werden wurde immer stärker, also bewarb ich mich an verschiedene Schulen in Deutschland und in der Schweiz, aber alles war unbezahlbar.

Als Matrose der Linie “Hamburg Süd” in die Schweiz

Da fasste ich einen spontanen Entschluss und heuerte mich bei der Schiffslinie Hamburg Süd als Matrose an. Auf der “Cap San Diego” hatte ich Glück und so machte ich mich 1971 mit 200 CHF in der Tasche auf grosse Fahrt.

Mein Stuttgarter Opa suchte mich nach der Ankunft in Deutschland. Obwohl wir uns vorher nie begegnet waren, fand er mich anhand eines Fotos. Später holten mich mein Bruder und seine Frau nach Zürich. Dort kam ich in der Hochkonjunktur an. Dank Pro Juventute bekam ich einen Vorschuss, ein Zimmer bei einer Schlummermutter, und nach 2 Tagen hatte ich eine Arbeit als Fotolaborant.

Fotografenkarriere wie im Bilderbuch

Danach ging alles wie im Bilderbuch weiter. Ich fand eine Lehrstelle als Fotograf. Dank der Matura besuchte ich nur die Berufsfächer. Es folgten Lehrabschluss, Meisterprüfung, Leitung eines Fotostudios und immer mehr Aufträge als Fotoreporter bei einem grossen Verlag in Zürich. Reisen durch ganz Europa, China, Australien und Afrika.

Ich wurde älter und auch immer teurer. Dann kam der Hammer: Man wolle mit mir in Zukunft auf freier Basis und natürlich zu anderen Preisen weiterarbeiten - sozusagen eine Kündigung durch die Blume. Ich packte die Gelegenheit, in die Dokumentationsabteilung der gleichen Firma zu wechseln, beim Schopf. Rückblickend hatte ich damit zwar meine familiäre Verantwortung übernommen, es waren aber gleichzeitig die langweiligsten Jahre meines Lebens - Tag für Tag der gleiche Trott. Dann 2007 der grosse Knall: Die Abteilung wird aus Umstrukturierungsgründen geschlossen. Ein trauriger Abgang nach beinahe 40 Jahren in der gleichen Firma.

Frühpensionierung und Auswandern als Lösung

Mit 58 Jahren arbeitslos und ohne Chance in Europa reifte der Gedanke zum Auswandern. Eigentlich müsste ich ja von einer Rückwanderung sprechen! Die Frühpensionierung hat eine kleinere Rente zur Folge. In der Schweiz müssten wir auf zu vieles verzichten - dafür habe ich nicht 40 Jahre gekrampft. Auch für meine jetzige Frau - wir haben uns übrigens vor 17 Jahren auf einem Flug von Buenos Aires nach Zürich kennen gelernt - drängte sich eine Veränderung auf. Die Arbeit als Krankenschwester in Pflegeheimen belastete ihren Rücken zu sehr.

Was nun? Kaum zu glauben: Wir fanden in Weggis, Schiffsanlegestelle, (wow, sehr international!) ein Reisebüro, welches Frachtschiffreisen im Angebot hatte. Sofort stach mir in die Augen: “Hamburg Süd”, Containerschiff “Monte Sarmiento”.

♦

4 Personen mögen diesen Eintrag.
  Jean-Pierre und Hanna Molliet
  2006 und 2007 in Caacupé (PAR)

(215) In Buenos Aires wäre es auch schön…

Erste Zweifel tauchen auf, ob wir hier eigentlich am richtigen Ort sind. Das Land ist ebenso schön wie hässlich. Wir bepflanzen aber unseren Garten unverdrossen weiter. Wir gönnen uns Ferien und machen einen Ausflug [Weiterlesen …]